Na toll.
Genau so eine Einteilung in Kasten (und ich benutze dieses Wort ganz bewußt) kenne ich auch aus dem Bereich der alten Modellbahnen.
Ein Sammler der obersten Kaste sammelt MISB - und wenn er ein Teil ergattert hat, trägt er es stolz nach Hause, sperrt den Tresorraum auf, legt das Teil hinein und sperrt den Tresor wieder ab. Das nennt man auch die Alcatraz-Sammler-Mentalität: "Was einmal in meiner Sammlung ist, sieht das Tageslicht nie wieder." Man erkennt solche Sammler oft am Gesichtsausdruck, der aussieht, als würden sie regelmäßig an einer Zitrone lutschen - die Freude am Hobby steht ihnen regelrecht ins Gesicht geschrieben.
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Ein Sammler der obersten Kaste redet manchmal mit einem Sammler der zweiten Kaste. Ein Sammler der zweiten Kaste sammelt vollständige Sets, die OVP darf schon mal geöffnet worden sein oder zur Not auch fehlen. Notfalls werden Fehlteile nachgekauft und ergänzt. Wenn er ein Teil ergattert, trägt er es nach Hause, legt es stolz ins Regal und sperrt den Hobbyraum wieder ab.
Sammler der Kasten 1 und 2 reden kaum mit einem Sammler der dritten Kaste, und wenn, dann nur sehr herablassend. Sammler der Kaste 3 reißen Sets fröhlich auf, legen dann die Figuren in die eine Schachtel, die Kleinteile in die zweite und die Gebäudeteile in die dritte Schachtel, schmeißen die OVPs weg, stecken sich ihre Teile individuell neu zusammen, und bauen die Sachen dann gar noch auf und spielen damit. Manchmal wagen sie es sogar, ihre Teile mit Fremdmaterial zu ergänzen. Man erkennt solche Leute oft am fröhlichen und offenen Gesichtsausdruck und an der Bereitschaft, freundlich mit anderen über das Hobby zu plaudern.
Insofern frage ich mich fast, ob wir ein gemeinsames Forum brauchen, oder ob 2 oder 3 getrennte Foren für diese Kasten nicht angemessener wären...
Was mich betrifft: Jeder möge nach seiner Facon glücklich werden. Ich rede da keinem rein. Und gerade den MIB-Sammlern halte ich zugute, daß ohne sie ein Collector nicht möglich gewesen wäre.
Nur vor einem kann ich warnen. Betrachtet Euer Playmobil nicht als Geldanlage. Wenn in 20 oder 30 Jahren die Generation Streichelphon im Alter von Mitte 40 ist, beruflich arriviert ist und Geld fürs Hobby übrig hat - galubt Ihr ernsthaft, die würden in dem Alter anfangen, ein Spielzeug zu sammeln, mit dem sie in der Kindheit nicht gespielt haben, weil da schon das Streichelphon wichtiger war? Und glaubt Ihr, Ihr (oder Eure Nachfahren) würdet von denen ernsthaft den Preis für Eure alten teuren Originalsets, eventuell gar noch zuzüglich Inflationsausgleich kriegen? Nein: Kein Sammlernachwuchs = keine Nachfrage = kein Sammlerwert. Denn ein Sammlerwert definiert sich ausschließlich über die Nachfrage: Wenn niemand bereit ist, Euch für ein Teil das zu zahlen, was Ihr verlangt oder was Ihr mal gezahlt habt, hat das Teil diesen Wert nicht.
Das ist ein Effekt, der bei alten Blecheisenbahnen heute schon ganz gewaltig zuschlägt. Es sterben deutlich mehr alte Sammler, als junge neue Sammler dazukommen. Wenn ein Sammler stirbt, haben die Erben normalerweise überhaupt kein Interesse an der Sammlung, und sie wandert so, wie sie ist, ins Auktionshaus. Und dort erzielen tatsächlich nur die Stücke, die sowohl sehr selten als auch exzellent erhalten sind, noch hohe Preise - der Rest wandert in den Nachverkauf und ist zu Flohmarktpreisen zu haben. Es ist heute fast billiger, sich eine alte Blecheisenbahn zuzulegen als eine moderne Modellbahn.
Und ich wage vorauszusagen, daß wir bei Playmobil in 30 Jahren den gleichen Effekt sehen werden. Meine persönliche Schlußfolgerung daraus: Wenn ich ein Teil haben will, dann zahle ich dafür, was es mir wert ist, und ich freue mich daran. Geld, was so fürs Herz ausgegeben wurde, ist gut ausgegebenes Geld. Und sollte ich ein paar Jahre drauf feststellen, daß vergleichbare Stücke nur noch um die Hälfte meines Kaufpreises gehandelt werden, zucke ich mit den Schultern. Hätte ich 5 Jahre warten sollen, das Teil zu kaufen, das ich unbedingt haben wollte? Und soll ich nach den 5 Jahren noch weiter warten, weil es noch billiger werden könnte?
Noch ein Beispiel: Erinnert Ihr Euch noch an den kurzlebigen Hype des Sammelns von Telefonkarten? Heute leben Menschen, die kennen Telefonkarten gar nicht mehr - herzlichen Glückwunsch an die, die für bestimmte Karten viel Geld ausgegeben haben...
Insofern wäre es mir schnurzpiepegal, wenn Neuauflagen den Sammlerwert meiner alten Originale drücken würden. Ich würde mich trotzdem an dem freuen, was ich habe, und würde mich für die freuen, die jetzt auch kriegen, was sie haben wollen.
Ich bin jedenfalls der festen Überzeugung: Leute die Sachen sammeln, die bei mir keinen Haben-wollen-Effekt auslösen, und/oder mit ihrer Sammlung andere Sachen machen als ich, sind nicht per se schlechtere Menschen. Genauso wenig, wie Leute, die mehr Geld fürs Hobby ausgeben als ich, per se bessere Menschen sind.