Fredeswinds Märchenschatztruhe

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Fredeswind
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Re: Märchen

Beitrag von Fredeswind » Donnerstag 6. November 2014, 13:39

Die Osebergs hat geschrieben:100 Seiten Märchen.
Wow.
Und ich bin immer noch ganz begeistert.

:rockcool :blume :klatsch2

:dank :dank :oops :oops

freut mich riesig, dass ihr immer noch begeistert seid!
Dann bleibt dran!
Morgen geht es voraussichtlich weiter, mit dem nächsten Märchenrätsel.

LG von der Märchenfee Fredeswind :fee
"Ein guter Mensch ist, wer sein Kinderherz nie verliert."
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Märchenrätsel

Beitrag von Fredeswind » Freitag 7. November 2014, 09:49

Liebe Märchenfreunde,

das nächste Märchen ist fällig. Aber vorab dürft ihr versuchen das Märchen zu erraten.

Das nächste Märchen ist von den Brüdern Grimm:


Rätsel.JPG

"Ein entlassener Soldat zieht in die Welt und gibt dem heiligen Petrus, der sich dreimal unerkannt als Bettler an den Wegrand setzt einen Großteil seines Lohns her. Nachdem der Soldat seinen letzten Lohn ausgegeben hat, begegnet ihm erneut der heilige Petrus, diesmal in Gestalt eines abgedankten Soldaten. Da beide nichts mehr haben, beschließen sie gemeinsam durch die Welt zu ziehen und sich durchzuschlagen, was ihnen auch mit Hilfe der Wunder, die der heilige Petrus mitunter vollbringen kann, gelingt. Bald aber verlässt der heilige Petrus seinen unkonventionellen Weggefährten, jedoch nicht ohne ihm eine Wundergabe zu vermachen. So kann der abgedankte Soldat bis er alt wird und an sein Ende zu denken beginnt, weiter durch die Welt ziehen."

Viel Spaß beim Grübeln!

:wirr :gruebel :what :nixweiss :idee

LG von der Märchenfee Fredeswind :fee
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Re: Märchen

Beitrag von Der Archivar » Freitag 7. November 2014, 10:32

Bruder Lustig! :gruebel :smile

LG

Michael
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Re: Märchen

Beitrag von DEVNUSOM » Freitag 7. November 2014, 13:29

Sei gegrüßet,

habe ich auch sofort erkannt und kann unserem Archivar nur zustimmen. :smile

Jippiejajeh, mein Lieblingsmärchen !!! :hop :great :klatsch2 :rockcool

Dann mal los ! :bang1

Gehabt Euch wohl.

gez. DEVNUSOM
GOTT spielt in meinem Leben keine Rolle - er führt Regie !!!
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Re: Märchen

Beitrag von Fredeswind » Dienstag 11. November 2014, 10:27

Der Archivar hat geschrieben:Bruder Lustig! :gruebel :smile

LG

Michael

Hallo Michael! :kavalier

Herzlichen Glückwunsch!! Du hast es erraten!! Es ist das Märchen 'Bruder Lustig'

LG von der Märchenfee Fredeswind
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Re: Märchen

Beitrag von Fredeswind » Dienstag 11. November 2014, 10:30

DEVNUSOM hat geschrieben:Sei gegrüßet,

habe ich auch sofort erkannt und kann unserem Archivar nur zustimmen. :smile

Jippiejajeh, mein Lieblingsmärchen !!! :hop :great :klatsch2 :rockcool

Dann mal los ! :bang1

Gehabt Euch wohl.

gez. DEVNUSOM
Sei gegrüßet,

so!
Dann mal los! :bang1

Viel Spaß bei deinem Lieblingsmärchen, ich hoffe, dass dir meine Umsetzung gefällt!

LG von der Märchenfee Fredeswind :fee
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Bruder Lustig (Brüder Grimm)

Beitrag von Fredeswind » Dienstag 11. November 2014, 10:37

Bruder Lustig

(frei nach den Brüdern Grimm)


Es war einmal ein großer Krieg, und als der Krieg zu Ende war, bekamen viele Soldaten ihren Abschied. Nun bekam der Bruder Lustig auch seinen Abschied und sonst nichts als ein kleines Laibchen Kommissbrot und vier Kreuzer an Geld; damit zog er fort.

Lustig 01.JPG


Der heilige Petrus aber hatte sich als ein armer Bettler an den Weg gesetzt, und wie der Bruder Lustig daherkam, bat er ihn um ein Almosen. Er antwortete: „Lieber Bettelmann, was soll ich dir geben? Ich bin Soldat gewesen und habe meinen Abschied bekommen und habe sonst nichts als das kleine Kommissbrot und vier Kreuzer Geld, wenn das all ist, muss ich betteln, so gut wie du. Doch geben will ich dir was.“ Darauf teilte er den Laib in vier Teile und gab davon dem Apostel einen und auch einen Kreuzer.

Lustig 02.JPG


Der heilige Petrus bedankte sich, ging weiter und setzte sich in einer andern Gestalt wieder als Bettelmann dem Soldaten an den Weg, und als er zu ihm kam, bat er ihn, wie das vorige mal, um eine Gabe. Der Bruder Lustig sprach wie vorher und gab ihm wieder ein Viertel von dem Brot und einen Kreuzer.

Lustig 03.JPG


Der heilige Petrus bedankte sich und ging weiter, setzte sich aber zum dritten Mal in einer andern Gestalt als ein Bettler an den Weg und sprach den Bruder Lustig an. Der Bruder Lustig gab ihm auch das dritte Viertel Brot und den dritten Kreuzer. Der heilige Petrus bedankte sich, und der Bruder Lustig ging weiter und hatte nicht mehr als ein Viertel Brot und einen Kreuzer.

Lustig 04.JPG


Damit ging er in ein Wirtshaus, aß das Brot und ließ sich für den Kreuzer Bier dazu geben. Als er fertig war, zog er weiter, und da ging ihm der heilige Petrus gleichfalls in der Gestalt eines verabschiedeten Soldaten entgegen und redete ihn an: „Guten Tag, Kamerad, kannst du mir nicht ein Stück Brot geben und einen Kreuzer zu einem Trunk?“ – „Wo soll ichs hernehmen?“, antwortete der Bruder Lustig, „ich habe meinen Abschied und sonst nichts als einen Laib Kommissbrot und vier Kreuzer an Geld bekommen. Drei Bettler sind mir auf der Landstraße begegnet, davon hab ich jedem ein Viertel von meinem Brot und einen Kreuzer Geld gegeben. Das letzte Viertel habe ich im Wirtshaus gegessen und für den letzten Kreuzer dazu getrunken. Jetzt bin ich leer, und wenn du auch nichts mehr hast, so können wir miteinander betteln gehen.“

Lustig 05.JPG
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Bruder Lustig (Brüder Grimm)

Beitrag von Fredeswind » Dienstag 11. November 2014, 10:46

„Nein", antwortete der heilige Petrus, „das wird just nicht nötig sein: ich verstehe mich ein wenig auf die Doktorei, und damit will ich mir schon so viel verdienen, als ich brauche.“ „Ja“, sagte der Bruder Lustig, „davon verstehe ich nichts, also muss ich allein betteln gehen.“ „Nun komm nur mit!“, sprach der heilige Petrus, „wenn ich was verdiene, sollst du die Hälfte davon haben.“ „Das ist mir wohl recht.“, sagte der Bruder Lustig. Also zogen sie miteinander fort.

Lustig 06.JPG


Nun kamen sie an ein Bauernhaus und hörten darin gewaltig jammern und schreien, da gingen sie hinein, so lag der Mann darin auf den Tod krank und war nah am Verscheiden, und die Frau heulte und weinte ganz laut. „Lasst Euer Heulen und Weinen!“, sprach der heilige Petrus, „ich will den Mann wieder gesund machen.“

Lustig 07.JPG


Er nahm eine Salbe aus der Tasche und heilte den Kranken augenblicklich, so dass er aufstehen konnte und ganz gesund war.

Lustig 08.JPG


Sprachen Mann und Frau in großer Freude. „Wie können wir Euch lohnen? Was sollen wir Euch geben?“ Der heilige Petrus aber wollte nichts nehmen, und je mehr ihn die Bauersleute baten, desto mehr weigerte er sich.

Lustig 09.JPG


Der Bruder Lustig aber stieß den heiligen Petrus an und sagte: „So nimm doch was, wir brauchen's ja.“ Endlich brachte die Bäuerin ein Lamm und sprach zu dem heiligen Petrus, das müsste er annehmen, aber er wollte es nicht. Da stieß ihn der Bruder Lustig in die Seite und sprach: „Nimm's doch, dummer Teufel, wir brauchen's ja.“ Da sagte der heilige Petrus endlich: „Ja, das Lamm will ich nehmen, aber ich trag's nicht; wenn du's willst, so musst du es tragen. „Das hat keine Not.“, sprach der Bruder Lustig, „das will ich schon tragen“, und nahm's auf die Schulter.

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Bruder Lustig (Brüder Grimm)

Beitrag von Fredeswind » Dienstag 11. November 2014, 10:51

Nun gingen sie fort und kamen in einen Wald, da war das Lamm dem Bruder Lustig schwer geworden, er aber war hungrig, also sprach er zu dem heilige Petrus: „Schau, da ist ein schöner Platz, da könnten wir das Lamm kochen und verzehren.“ „Mir ist's recht.“, antwortete Petrus, „doch kann ich mit der Kocherei nicht umgehen; willst du kochen, so hast du da einen Kessel, ich will derweil auf und ab gehen, bis es gar ist. Du musst aber nicht eher zu essen anfangen, als bis ich wieder zurück bin; ich will schon zu rechter Zeit kommen.“ „Geh nur“, sagte Bruder Lustig, „ich verstehe mich aufs Kochen, ich will's schon machen.“

Lustig 11.JPG


Da ging der heilige Petrus fort, und der Bruder Lustig schlachtete das Lamm, machte Feuer an, warf das Fleisch in den Kessel und kochte. Das Lamm war aber schon gar und der Apostel noch immer nicht zurück, da nahm es der Bruder Lustig aus dem Kessel, zerschnitt es und fand das Herz. „Das soll das Beste sein.“, sprach er und versuchte es, zuletzt aber aß er es ganz auf.

Lustig 12.JPG


Endlich kam der heilige Petrus zurück und sprach: „Du kannst das ganze Lamm allein essen, ich will nur das Herz davon, das gib mir.“ Da tat Bruder Lustig, als suchte er eifrig in dem Lammfleisch herum, konnte aber das Herz nicht finden; endlich sagte er kurzweg: „Es ist keins da.“ „Nun, wo soll's denn sein?“, sagte der Apostel. „Das weiß ich nicht“, antwortete der Bruder Lustig, „aber schau, was sind wir alle beide für Narren, suchen das Herz vom Lamm, und fällt keinem von uns ein, ein Lamm hat ja kein Herz!“ „Ei“, sprach der heilige Petrus, „das ist was ganz Neues, jedes Tier hat ja ein Herz, warum sollt ein Lamm kein Herz haben?“ „Nein, gewisslich, Bruder, ein Lamm hat kein Herz, denk nur recht nach, so wird dir's einfallen, es hat im Ernst keins.“ „Nun, es ist schon gut.“, sagte der heilige Petrus, „ist kein Herz da, so brauch ich auch nichts vom Lamm, du kannst's allein essen.“ „Was ich halt nicht aufessen kann, das nehm ich mit in meinem Ranzen.“, sprach der Bruder Lustig, aß das halbe Lamm und steckte das übrige in seinen Ranzen.

Lustig 13.JPG


Sie gingen weiter, da machte der heilige Petrus, dass ein großes Wasser quer über den Weg floss und sie hindurch mussten. Sprach Petrus: „Geh du nur voran.“ „Nein“, antwortete der Bruder Lustig, „geh du voran!“, und dachte: „Wenn dem das Wasser zu tief ist, so bleib ich zurück.“ Da schritt der heilige Petrus hindurch, und das Wasser ging ihm nur bis ans Knie.

Lustig 14.JPG


Nun wollte Bruder Lustig auch hindurch, aber das Wasser wurde größer und stieg ihm an den Hals. Da rief er: „Bruder, hilf mir.“ Sagte der heilige Petrus: „Willst du auch gestehen, dass du das Herz von dem Lamm gegessen hast?“ „Nein", antwortete er, „ ich hab es nicht gegessen.“

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Beitrag von Fredeswind » Dienstag 11. November 2014, 14:42

Da ward das Wasser noch größer und stieg ihm bis an den Mund: „Hilf mir, Bruder!“, rief der Soldat. Sprach Petrus noch einmal: „Willst du auch gestehen, dass du das Herz vom Lamm gegessen hast?“ „Nein!“, antwortete er, „ich hab es nicht gegessen.“ Der heilige Petrus wollte ihn doch nicht ertrinken lassen, ließ das Wasser wieder fallen und half ihm hinüber.

Lustig 16.JPG


Nun zogen sie weiter, und kamen in ein Reich, da hörten sie, dass die Königstochter todkrank läge. „Holla, Bruder,“ sprach der Soldat zu Petrus: „Da ist ein Fang für uns, wenn wir die gesund machen, so ist uns auf ewige Zeiten geholfen.“ Da war ihm der heilige Petrus nicht geschwind genug: „Nun, heb die Beine auf, Bruderherz!“, sprach er zu ihm, „dass wir noch zu rechter Zeit hinkommen.“ Petrus ging aber immer langsamer, wie auch der Bruder Lustig ihn trieb und schob, bis sie endlich hörten, die Königstochter wäre gestorben.

Lustig 17.JPG


„Da haben wir's!“, sprach der Bruder Lustig, „das kommt von deinem schläfrigen Gang.“ „Sei nur still!“, antwortete der heilige Petrus, „ich kann noch mehr als Kranke gesund machen, ich kann auch Tote wieder ins Leben erwecken.“ „Nun, wenn das ist“, sagte der Bruder Lustig, „so lass ich mir's gefallen, das halbe Königreich musst du uns aber zum wenigsten damit verdienen.“

Lustig 18.JPG


Darauf gingen sie in das königliche Schloss, wo alles in großer Trauer war; Petrus aber sagte zu dem König, er wollte die Tochter wieder lebendig machen. Da ward er zu ihr geführt.

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Dann sprach er: „Bringt mir einen Kessel mit Wasser!“, und wie der gebracht war, hieß er jedermann hinausgehen, und nur der Bruder Lustig durfte bei ihm bleiben. Darauf schnitt er alle Glieder der Toten los und warf sie ins Wasser, machte Feuer unter den Kessel und ließ sie kochen.

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Beitrag von Fredeswind » Dienstag 11. November 2014, 14:55

Und wie alles Fleisch von den Knochen herabgefallen war, nahm er das schöne weiße Gebein heraus und reihte und legte es nach seiner natürlichen Ordnung zusammen. Als das geschehen war, trat er davor und sprach dreimal: „Im Namen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, Tote, steh auf.“ Und beim dritten Mal erhob sich die Königstochter lebendig, gesund und schön.

Lustig 21.JPG


Nun war der König darüber in großer Freude und sprach zum heiligen Petrus: „Begehre deinen Lohn, und wenn's mein halbes Königreich wäre, so will ich dir's geben.“ Petrus aber antwortete: „Ich verlange nichts dafür.“

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„O du Hans Narr!“, dachte der Bruder Lustig bei sich, stieß seinen Kameraden in die Seite und sprach: „Sei doch nicht so dumm, wenn du nicht willst, so brauch ich doch was.“ Der heilige Petrus aber wollte nichts; doch weil der König sah, dass der andere gerne was wollte, ließ er ihm vom Schatzmeister seinen Ranzen mit Gold anfüllen.

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Sie zogen darauf weiter, und wie sie in einen Wald kamen, sprach der heilige Petrus zum Bruder Lustig: „Jetzt wollen wir das Gold teilen.“ „Ja“, antwortete er, „das wollen wir tun.“

Lustig 24.JPG


Da teilte Petrus das Gold, und teilte es in drei Teile. Dachte der Bruder Lustig: „Was er wieder für einen Sparren im Kopf hat! Macht drei Teile, und unser sind zwei.“

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Beitrag von Fredeswind » Mittwoch 12. November 2014, 14:37

Der heilige Petrus aber sprach: „Nun habe ich genau geteilt, ein Teil für mich, ein Teil für dich, und ein Teil für den, der das Herz vom Lamm gegessen hat.“ „Oh, das hab ich gegessen“, antwortete der Bruder Lustig und strich geschwind das Gold ein, „das kannst du mir glauben.“

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„Wie kann das wahr sein?“, sprach Petrus, „ein Lamm hat ja kein Herz.“ „Ei, was, Bruder, wo denkst du hin! Ein Lamm hat ja ein Herz, so gut wie jedes Tier, warum sollte das allein keins haben?“ „Nun, es ist schon gut“, sagte der heilige Petrus, „behalt das Gold allein, aber ich bleibe nicht mehr bei dir und will meinen Weg allein gehen.“ „Wie du willst, Bruderherz“, antwortete der Soldat, „leb wohl.“

Lustig 27.JPG


Da ging der heilige Petrus eine andere Straße, Bruder Lustig aber dachte: „Es ist gut, dass er abtrabt, es ist doch ein wunderlicher Heiliger.“ Nun hatte er zwar Geld genug, wusste aber nicht mit umzugehen, vertat's, verschenkt's, und wie eine Zeit herum war, hatte er wieder nichts. Da kam er in ein Land, wo er hörte, dass die Königstochter gestorben wäre. „Holla!, dachte er, „das kann gut werden, die will ich wieder lebendig machen und mir's bezahlen lassen, dass es eine Art hat.“

Lustig 28.JPG


Ging also zum König und bot ihm an, die Tote wieder zu erwecken. Nun hatte der König gehört, dass ein abgedankter Soldat herumziehe und die Gestorbenen wieder lebendig mache. Da dachte, der Bruder Lustig wäre dieser Mann, doch weil er kein Vertrauen zu ihm hatte, fragte er erst seine Räte, die sagten aber, er könnte es wagen, da seine Tochter doch tot wäre.

Lustig 29.JPG
Nun ließ sich der Bruder Lustig Wasser im Kessel bringen, hieß jedermann hinausgehen, schnitt die Glieder ab, warf sie ins Wasser und machte Feuer darunter, gerade wie er es beim heiligen Petrus gesehen hatte. Das Wasser fing an zu kochen, und das Fleisch fiel herab, da nahm er das Gebein heraus und tat es auf die Tafel.

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Beitrag von Fredeswind » Mittwoch 12. November 2014, 15:03

Er wusste aber nicht, in welcher Ordnung es liegen musste, und legte alles verkehrt durcheinander. Dann stellte er sich davor und sprach: „Im Namen der allerheiligsten Dreifaltigkeit, Tote, steh auf!“, und sprach's dreimal, aber die Gebeine rührten sich nicht. Da sprach er es noch dreimal, aber gleichfalls umsonst. „Du Blitzmädel, steh auf!“, rief er, „steh auf, oder es geht dir nicht gut.“ Wie er das gesprochen, kam der heilige Petrus auf einmal in seiner vorigen Gestalt, als verabschiedeter Soldat, durchs Fenster hereingegangen.

Lustig 31.JPG


Er sprach: „Du gottloser Mensch, was treibst du da, wie kann die Tote auferstehen, da du ihr Gebein so untereinander geworfen hast?“ „Bruderherz, ich hab's gemacht, so gut ich konnte“, antwortete er. „Diesmal will ich dir aus der Not helfen, aber das sag ich dir, wo du noch einmal so etwas unternimmst, so bist du unglücklich, auch darfst du von dem König nicht das Geringste dafür begehren oder annehmen.“ Darauf legte der heilige Petrus die Gebeine in ihre rechte Ordnung, sprach dreimal zu ihr: „Im Namen der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, Tote, steh auf!“ , und die Königstochter stand auf, war gesund und schön wie vorher.

Lustig 32.JPG


Nun ging Petrus wieder durchs Fenster hinaus; der Bruder Lustig war froh, dass es so gut abgelaufen war, ärgerte sich aber doch, dass er nichts dafür nehmen sollte. „Ich möchte nur wissen“, dachte er, „was der für Mucken im Kopf hat, denn was er mit der einen Hand gibt, das nimmt er mit der andern: da ist kein Verstand drin.“

Lustig 33.JPG


Nun bot der König dem Bruder Lustig an, was er haben wollte, er durfte aber nichts nehmen, doch brachte er es durch Anspielung und Listigkeit dahin, dass ihm der König seinen Ranzen mit Gold füllen ließ, und damit zog er ab.

Lustig 34.JPG


Als er hinauskam, stand vor dem Tor der heilige Petrus und sprach: „Schau, was du für ein Mensch bist, habe ich dir nicht verboten, etwas zu nehmen, und nun hast du den Ranzen doch voll Gold.“ „Was kann ich dafür?“, antwortete Bruder Lustig, „wenn mir's hineingesteckt wird.“ „Das sag ich dir, dass du nicht zum zweiten Mal solche Dinge unternimmst, sonst soll es dir schlimm ergehen.“ „Ei, Bruder, sorg doch nicht, jetzt hab ich Gold, was soll ich mich da mit dem Knochenwaschen abgeben.“

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Beitrag von Fredeswind » Mittwoch 12. November 2014, 15:15

„Ja“, sprach Petrus, „das Gold wird lang dauern! Damit du aber hernach nicht wieder auf unerlaubten Wegen gehst, so will ich deinem Ranzen die Kraft geben, dass alles, was du dir hinein wünschest, auch darin sein soll. Leb wohl, du siehst mich nun nicht wieder.“ „Gott befohlen!“, sprach der Bruder Lustig und dachte: „Ich bin froh, dass du fortgehst, du wunderlicher Kauz, ich will dir wohl nicht nachgehen.“

Lustig 36.JPG


An die Wunderkraft aber, die seinem Ranzen verliehen war, dachte er nicht weiter. Bruder Lustig zog mit seinem Gold umher, und vertat's und verfumfeit's wie das erste Mal. Als er nun nichts mehr als vier Kreuzer hatte, kam er an einem Wirtshaus vorbei und dachte: „Das Geld muss fort.“, und ließ sich für drei Kreuzer Wein und einen Kreuzer Brot geben. Wie er da saß und trank, kam ihm der Geruch von gebratenen Gänsen in die Nase.

Lustig 37.JPG


Bruder Lustig schaute und guckte, und sah, dass der Wirt zwei Gänse in der Ofenröhre stehen hatte. Da fiel ihm ein, dass ihm sein Kamerad gesagt hatte, was er sich in seinen Ranzen wünschte, das sollte darin sein. „Holla, das musst du mit den Gänsen versuchen!“ Also ging er hinaus, und vor der Türe sprach er: „So wünsch ich die zwei gebratenen Gänse aus der Ofenröhre in meinen Ranzen.“ Wie er das gesagt hatte, schnallte er ihn auf und schaute hinein, da lagen sie beide darin. „Ach, so ist's recht“, sprach er, „nun bin ich ein gemachter Kerl!“

Lustig 38.JPG


Er ging fort auf eine Wiese und holte den Braten hervor. Wie er so im besten Essen war, kamen zwei Handwerksburschen daher und sahen die eine Gans, die noch nicht angerührt war, mit hungrigen Augen an.

Lustig 39.JPG


Dachte der Bruder Lustig : „Mit einer hast du genug“, rief die zwei Burschen herbei und sprach: „Da nehmt die Gans und verzehrt sie auf meine Gesundheit.“

Lustig 40.JPG
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Beitrag von Fredeswind » Donnerstag 13. November 2014, 12:45

Sie bedankten sich, gingen damit ins Wirtshaus, ließen sich eine Halbe Wein und ein Brot geben, packten die geschenkte Gans aus und fingen an zu essen. Die Wirtin sah zu und sprach zu ihrem Mann: „Die zwei essen eine Gans, sieh doch nach, ob's nicht eine von unsern aus der Ofenröhre
ist.“


Lustig 41.JPG


Der Wirt lief hin, da war die Ofenröhre leer: „Was, ihr Diebsgesindel, so wohlfeil wollt ihr Gänse essen! Gleich bezahlt, oder ich will euch mit grünem Haselsaft waschen. „ Die zwei sprachen: „Wir sind keine Diebe, ein abgedankter Soldat hat uns die Gans draußen auf der Wiese geschenkt.“

Lustig 42.JPG


„Ihr sollt mir keine Nase drehen, der Soldat ist hier gewesen, aber als ein ehrlicher Kerl zur Tür hinausgegangen, auf den hab ich Acht gehabt; ihr seid die Diebe und sollt bezahlen.“ Da sie aber nicht bezahlen konnten, nahm er den Stock und prügelte sie zur Türe hinaus.

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Bruder Lustig ging seiner Wege und kam an einen Ort, da stand ein prächtiges Schloss und nicht weit davon ein schlechtes Wirtshaus. Er ging in das Wirtshaus und bat um ein Nachtlager, aber der Wirt wies ihn ab und sprach: „Es ist kein Platz mehr da, das Haus ist voll vornehmer Gäste.“

Lustig 44.JPG


„Das nimmt mich Wunder“, sprach der Bruder Lustig, „dass sie zu Euch kommen und nicht in das prächtige Schloss gehen.“ „Ja", antwortete der Wirt, „es hat was an sich, dort eine Nacht zu liegen, wer's noch versucht hat, ist nicht lebendig wieder herausgekommen.“ „Wenn's andere versucht haben", sagte der Bruder Lustig, „will ich's auch versuchen.“

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