Die Handelgilde Teil III Eine neue Heimat
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„Und das tat er auch. Wie erwartet flossen aus den Geschäften mit den Zwergen gewaltige Gewinne in die Kassen der Gilde. Achtors Stimme gewann mehr und mehr Gewicht im Rat. Vor etwa zwei oder drei Monaten stellte Achtor seine Pläne für die Zukunft der Handelsgilde vor. Um sie zu verwirklichen, bedurfte es jedoch einer starken Persönlichkeit an der Spitze der Gilde. Und so wählte die Handelsversammlung – einstimmig wohlgemerkt – Achtor zu ihrem ersten Handelsfürsten.“
„Alsbald ging Achtor daran, seinen neuen Plan umzusetzen. Mit seiner Klugheit und seinem Wagemut fand er einen weiteren Weg, den Wohlstand der Gilde zu mehren. Er umging die alten Handelsstraßen und damit die Zollstationen der Könige. Er überredete die anderen Handelsmeister, ihre Waren über die Grenzflüsse zu transportieren. Was für eine glorreiche Idee!“
Während Chezara und ihre Familie die Begeisterung des Wirtes nicht nachvollziehen konnten, ahnte Harim bereits den Schluss. Bereits als Lehrling musste er sich mit den Abgabenverordungen der Könige auseinandersetzen. „Ich sehe es in deinen Augen, du verstehst ...“, sprach der Wirt weiter, „Grundlage einer jeden Abgabe auf eine Handelsware ist der Weg, den die Ware im Königreich zurücklegt. Da die Flüsse aber den alten Abmachungen gemäß zu keiner Herrschaft gehören ...“ „... fallen die Wegzölle weg, wenn die Waren auf dem Wasser transportiert werden“, beendete Harim den Satz des Wirtes.
Harim war durchaus mit Leib und Seele Händler. Für diese Idee und den Mut musste er Achtor insgeheim seinen Respekt zollen. Niemand aus den Königreichen, der klar bei Verstand war, würde sein Leben dem Wasser anvertrauen. Das taten nur die wenig angesehenen Fischer oder des Lebens überdrüssige Menschen. Noch heute konnte er nicht glauben, dass seine Mutter Lilian und Arn auf ihrem Weg zu den Feuerquellen den Donnerfluss in einem kleinen Fischerboot befahren hatten. Zwerge, Menschen, die mit Wölfen reden, Hexen und Zauberei, all’ dies konnte er sich vorstellen, aber Menschen, die sich freiwillig dem Wasser anvertrauten... unglaublich.
„Die Aussicht auf Reichtum ließ Achtor wagemutige Männer finden, die die Gefahren dieses neuen Weges auf sich nahmen. Sie wagten sich auf die Flüsse und transportierten in kürzerer Zeit mehr Waren über weitere Strecken – und das auch noch bei geringeren Kosten.“ Eine Stimme rief von der Theke nach dem Wirt. Er entschuldigte sich und stakste nach hinten. Verabas nutzte die kurze Pause und unkte, „soviel Macht in der Hand eines einzigen. Das kann nicht gut gehen.“ Harim wiegte den Kopf hin und her, „das Abgabenrecht ist klar auf der Seite der Gilde.“ „Vielleicht das Gesetz, aber auch das Recht?“ warf Serabas ein.
- Corporal Steagle
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Kapitel II.
Der Wirt hatte ihnen drei Kammern zugewiesen. Harim bezog mit seiner Frau das erste, Fafnach und Verabas das mittlere Zimmer. Die Brüder teilten sich für die Nacht schließlich das letzte Zimmer. Erneut konnte der junge Händler seinen wohlverdienten Schlaf nicht finden. Doch diesmal blieb er nicht sprachlos, „können die Menschen denn nie mit dem Erreichten zufrieden sein?“ wandte er sich mit trauriger Stimme an Chezara.
Der Wirt hatte ihnen drei Kammern zugewiesen. Harim bezog mit seiner Frau das erste, Fafnach und Verabas das mittlere Zimmer. Die Brüder teilten sich für die Nacht schließlich das letzte Zimmer. Erneut konnte der junge Händler seinen wohlverdienten Schlaf nicht finden. Doch diesmal blieb er nicht sprachlos, „können die Menschen denn nie mit dem Erreichten zufrieden sein?“ wandte er sich mit trauriger Stimme an Chezara.
„Worüber beklagst du dich? Hat euer Streben nach neuen Märkten dich nicht erst zu mir gebracht?“ Chezara nahm sanft ihren Mann in den Arm. „Ja, aber die Macht der Handelsgilde in der Hand eines Einzigen ...“ „Vertrau den Großmeistern. Sie gaben Achtor seine Herrschaft, sie können sie ihm auch wieder nehmen.“ Harim schüttelte den Kopf, „freiwillig wird er sie nicht wieder abgeben, niemand würde dies tun.“
„Und dein Onkel? Auch er gebietet über viele Menschen. Ist er deshalb ein schlechter Mann?“ Harim fühlte sich ertappt. Noch immer hatte er seiner Frau und ihrer Familie nichts von seiner wahren Herkunft erzählt. „Wie hast du... ?“ Chezara lachte auf. „Man musste nur ihn und seine Gefolgschaft beobachten. Seine Worte wurden schnell befolgt. Er ist es gewohnt, Befehle zu geben, und seine Umgebung befolgt sie – ohne Widerrede. Ich weiß nicht, welche Stellung er in seiner Heimat inne hat, aber ich bin mir sicher, dass er weder ein einfacher Handwerker noch ein Händler ist. Er strahlte Würde aus, Würde und ... Macht. Die Macht eines Herrschers.“
Harim seufzte. „Ich glaube, es wird eine lange Nacht.“ Er überlegte, wie er seine Beichte beginnen sollte. Während er noch dastand und nach Worten suchte, raschelte es an der Tür. Ein Zettel wurde unter der Tür durchgeschoben. Mit wenigen Schritten war der Händler an der Tür und nahm das Papier auf. Harim öffnete die Tür und schaute hinaus in den dunklen Gang, aber in der Finsternis konnte er nur noch vage eine Gestalt erkennen, die sich schnell entfernte.“
Harim wollte bereits nachsetzen, doch Chezara zog ihn zurück in die Kammer. „Lies zuerst die Nachricht!“ Harim starrte auf das Papier und las mit leiser Stimme seiner Frau die wenigen Worte vor. „Ihr seid hier nicht sicher. Verschwindet und vertraut niemandem!“ Chezara erschrak, „was hat dies zu bedeuten? Wir sind in einem Haus der Gilde. Ich dachte, hier wären wir sicher.“ „Wie es aussieht, wohl eher nicht. Komm!“ Harim ergriff die Hand seiner Frau.
Chezara zog ihre Hand zurück, „was ist, wenn dies eine Falle ist?“ „Darum will ich mich mit den anderen besprechen.“ Leise öffnete der Händler mit der linken Hand die Tür, während seine rechte nach seinem Schwert griff. Aber seine Hand griff ins Leere. Harim zerstieß einen Fluch zwischen den Lippen. Er hatte vergessen, dass er sein Schwert in der Waffenkammer des Gasthofs abgegeben hatte.