Die Mittlandsaga Teil III - Zeit der Wölfe

[Vauban]

Juras folgte der Schlange weiter ins Tempelinnere. Vor einer Grube hielt sie an, wieder erhob sie sich auf ihrem Schwanz. „Ssssteige hinab in die Gruft. Deine Vergangenheit und deine Zzzzukunft warten auf dich“, zischte die Schlange. Argwöhnisch schaute Juras in die Grube. Sie war voller Schlangen. Ihre schuppigen Leiber glitten übereinander hinweg. Alle waren in Bewegung. Juras wurde an die Brandung eines Meeres bei Sturm erinnert, nur war dies hier ein Meer aus Schlangen.

[Vauban]

Juras tat, wie ihm befohlen, und stieg hinab in die Grube. Bereitwillig machten die Schlangen ihm Platz, ermöglichten Juras das Eintauchen in ihrem Meer. Juras bemerkte, wie die Schlangen in seine Kleider krochen, ja er vermeinte sogar ihre Bewegungen unter seiner Haut zu spüren. So als würden statt seinem Blut nun die Schlangen durch seine Adern fließen. Mit leisem Knirschen schob sich eine Steinplatte über die Grube und schloss den tapferen Mann ein.

[Vauban]

Es war stockdunkel in der Grube. Unaufhörlich krochen die Schlangen über Juras Körper. Aber er nahm sie nicht mehr war. Bilder tauchten vor seinem geistigen Auge auf. Bilder aus der Vergangenheit, Menschen, die seinen Lebensweg kreuzten und prägten. Menschen, die ihm in großer Not zur Seite standen. Viele von ihnen waren bereits lange tot.

[Vauban]

Juras verlor jegliches Gefühl für Raum und Zeit. Lag er Minuten, Stunden oder gar Tage in dieser Grube? Dann öffnete sich die Steinplatte und Licht fiel in die Grube. Steif vom liegen richtete Juras sich langsam auf. Er schaute um sich. Die Schlangen in der Grube waren verschwunden. Zu seinen Füßen lagen ein goldenes Schild und ein Speer. Er nahm Schild und Speer und kletterte aus der Grube.

[Vauban]

Die große Schlange erwartete ihn bereits. „Essss isssst vollbracht. Der wahre Kriegerfürsssst isssst gefunden und wird die Nomadensssstämme anführen. Ich ssssehe, du hasssst deine Gesssschenke sssschon an dich genommen. Sssso nimm denn nun auch meinssss.“ Die Schlange glitt zur Seite zum Vorschein kam eine Rüstung. Sie funkelte und glitzerte in den Sonnenstrahlen, als sei sie aus purem Gold. Der Helm glich einem Schlangenkopf mit einem weit zum Angriff geöffneten Maul.

[Vauban]

Als Juras das Kettenhemd anlegte, bemerkte er, dass es aus einer Schlangenhaut gefertigt war. Das Leder fühlte sich weich an. „Der Sssschild sssschützt dich vor Flammen aller Art. Der Speer trifft jedesssss Ziel, dassss du ssssiehst. Egal wie weit entfernt essss auch isssst. Doch wisssse, diesssss vermag er nur ein einzzzzigesssss Mal. Nutzzzze diesssse Waffen weisssse.“ Die Schlange glitt näher. „Die Rüsssstung... ssssieh sssselbst, wassss ssssie vermag.“

[Vauban]

Die Schlange hatte kaum das letzte Wort gezischt, da spürte Juras ein Ziehen in seinem Körper. Er schaute auf seine Hände, es war als strahlte sein Körper aus sich heraus. Aber das Wunderbarste, das geschah, war, dass Juras rechtes Bein nachwuchs. Nach all den Jahren stand Juras nun wieder auf zwei gesunden Beinen. Juras konnte dieses Wunder kaum glauben. Auch die Rüstung selbst hatte sich verwandelt. Hartes Metall war an die Stelle des weichen Schlangenleders getreten.

[Vauban]

„Der Zzzzauber der Rüsssstung hat dich geheilt. Von nun an isssst ssssie nur noch ein Panzzzzer ohne magische Käfte. Nun geh‘ und erfülle deine Pflicht!“ Juras nahm die Waffen, verbeugte sich dankend vor der Schlange und trat dann zum Fallgitter. Lautlos hob sich das Gitter. Juras trat nach vorne ins Sonnenlicht und streckte die Arme mit den Waffen nach oben.

[Vauban]

Vor dem Tempel hatten sich die Nomaden versammelt, um das Ergebnis dieser Prüfung abzuwarten. Als Juras in der Rüstung nach draußen trat, wussten die Krieger, dass er die Prüfung bestanden hatte. Sie erhoben ebenfalls ihre Waffen und stimmten ein vielstimmiges Kriegsgeschrei an. Die Nomaden waren bereit, um in die Schlacht zu ziehen.

Fortsetzung folgt ...

[ialokin]

Und ein ums andere Mal eine geniale Fortsetzung.

Vor allem jetzt, wo das Playmoportal ja leider nicht mehr ist, vielen dank für deine Mühe, die Geschichten auch hier einzustellen.

Grüße von ialokin [ externes Bild ]

[Erik]

Einfach genial, die Schlangenprüfung ist voll krass.

Gruß Erik

[pbfox]

Hallo Vauban,

da kann ich mich meinen Vorschreibern nur anschließen - eine SUPERTOLLE Schlangengeschichte .

Scheinbar spricht Juras auch "Pasel" .

Echt Klasse - bitte mehr davon (soviel Ideenreichtum )

Gruß

pbfox

[Vauban]

@all: vielen Dank für eure lobenden Worte

@pbfox: ich hatte damals Harry Potter weder gelesen noch gesehen, und hatte bei dieser Szene etwas ganz anderes im Hinterkopf. Aber deine Idee ist ebenfalls sehr interessant. Mal sehen, ob ich sie in die "Kontinuität" bringen kann.

Kapitel VI.

Das Boot brachte Arn und Lilian schnell und sicher zur Flussmündung. Obwohl es nicht seine Art war, hatte Arn während der Bootsfahrt ununterbrochen auf Lilian eingeredet. Er wollte verhindern, dass Lilian allein ins Nordreich aufbrach. Schließlich hatte Lilian zugestimmt, Arn zu den Zwergen zu begleiten. Im Gegenzug würde Arn mit Lilian ins Nordreich reisen und sie bei ihrer Suche nach Turas unterstützen.

[Vauban]

Sie fanden an der alten Ruine zwei Pferde und Vorräte, so wie Tiran es gesagt hatte. So konnten sie dann auch unverzüglich ihre Reise fortsetzen. Von seinen früheren Besuchen kannte Arn den Weg zu einer geöffneten Mine. Nach dem Großen Krieg hatte der Oberste Schachtmeister die meisten Mineneingänge verschließen lassen. Er glaubte, die Isolation würde das Zwergenvolk schützen.

[Vauban]

Die verbliebenen Zugänge waren gut verborgen und nur wenigen Eingeweihten bekannt. Arn legte mit seinem Pferd ein schnelles Tempo vor. Anerkennend bemerkte er, dass Lilian ihm mühelos folgen konnte. Lilian lachte, als sie seinen Blick sah. „Als Tochter des Dorfschmieds hatte ich von Kindesbeinen an Pferde als Spielgefährten. Böse Zungen behaupten, dass ich reiten konnte, bevor ich auch nur einen Schritt gelaufen bin.“ Ihr Lachen klang hell und fröhlich. Zum ersten Mal seit Wochen fühlte Lilian sich etwas freier.