Özcans Weihnachtsgeschichte

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Die Osebergs
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Re: Özcans Weihnachtsgeschichte

Beitrag von Die Osebergs » Dienstag 15. Dezember 2015, 21:30

“Geist”, sagte Ab del Scrooge mit einem Interesse,
das er noch nie verspürt hatte, “sag mir ob Tiny Tim überlebt.”
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“Ich fehe einen leeren Platz”, erwiderte das Gespenst, “in der ärmlichen Kaminecke und ein Krücke ohne Befitzer,
forgfam aufbewahrt, Bleiben diefe Fchatten von der Zukunft unverändert, wird daf Kind fterben.”
“Nein, nein.” sagte Ab del Scrooge. “Oh nein, lieber Geist, sag dass es verschont wird.”
“Bleiben diefe Fchatten von der Zukunft unverändert, wird keiner meiner Raffe ihn hier finden.
Waf dann? Follte er fterben müffen, fo foll er ef eben und die überschüffige Bevölkerung verringern.”

Ab del Scrooge ließ den Kopf hängen, als er seine eigenen Worte von dem Geist zitiert hörte,
von Reue und Trauer übermannt.
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“Bift du im Herzen ein Mann”, sagte das Gespenst, “und nicht fteinhart,
fo enthalte dich diefef üblen Geplärf, bis du entdeckt haft, waf der Überschuff ift und wo er ift.
Willft du entfcheiden, wer leben und wer fterben foll? Ef mag wohl fein, daff du auf der Ficht def Himmelf
wertlofer und weniger lebenffähig bift alf Millionen wie diefef arme Kind.”

Ab del Scrooge beugte sich vor dem Tadel des Gespensts und schlug zitternd die Augen zu Boden.
Und hob sie jedoch rasch, als er seinen Namen hörte.
“Ab del Scrooge. Ich trinke auf Ab del Scrooge, den Stifter dieses Festmahls!” verkündete der Knecht und hob seinen angeschlagenen Becher.
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“Tatsächlich, den Stifter dieses Festmahls!” rief die Ehefrau dazwischen
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und errötete. “Wenn er hier wäre, würde ich…..”


“Ja wenn er hier wäre würde ich ihm ordentlich den Mund mit Sand spülen!” rief Ayshe dazwischen.
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“Solange bis es ihm aus dem Hintern wieder rauskommt.”
“Ayshe!”
“Özcan?”
“Ayshe, das ist eine Geschichte für Kinder.”
“Seit wann stört dich das?”
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“Da hast du auch wieder Recht.”
“Siehst du.”
“Ich erzähl dann weiter.”
“Nur zu.”
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Die Osebergs
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Re: Özcans Weihnachtsgeschichte

Beitrag von Die Osebergs » Dienstag 15. Dezember 2015, 21:53

“Nachdem Ab del Scrooge Glück hatte das Ayshe ihn nicht in die Finger bekam.
Und die Frau vom Knecht nur schimpfen konnte. Dem würde ich ordentlich die Meinung sagen. Dann hätte er etwas zu kauen.”
“Meine Liebe, die Kinder. Es ist Weihnachten!” versuchte der Knecht seine Frau zu beruhigen.
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“Es sollte wohl auch Weihnachten sein. Wo man auf einen so abscheulichen, knickerigen,
harten, gefühllosen Mann wie Ab del Scrooge trinkt. Du weißt es doch selbst. Keiner weiß es besser als du.” die Ehefrau war noch nicht fertig.
“Meine Liebe es ist Weihnachten.” war des Knechts milde Antwort.
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“Um des Festes willen…. Trinke ich auf seine Gesundheit aber nicht auf ihn.
Lang möge er leben. Frohe Weihnachten und ein glückliches neues Jahr. Er wird zweifellos sehr froh und glücklich sein.”
Die Kinder tranken nach ihr auf sein Wohl.
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Es war die erste ihrer Handlungen, der die Herzlichkeit fehlte.
Tiny Tim trank als Letzter, doch er machte sich nicht das Geringste daraus.
Ab del Scrooge war das Ungeheuer der Familie. Die Erwähnung seines Namens warf einen dunklen Schatten
auf die Familie, der volle fünf Minuten nicht vertrieben werden konnte.
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“Das ist aber auch ein schrecklicher Mann. Kennen wir so einen Menschen?” Ayshe lies nicht locker.
“Ich hoffe nicht. Nein… mir fällt keiner ein….. Warte mal mmh…. Wie ist das mit deiner Mutter?”
“Özcan! Das kann man nicht vergleichen.”
“Bist du dir sicher?”
“Özcan!”
“Sie ist manchmal ein bisschen….”
“Sag nichts Falsches.”
“Ach ich liebe es, wenn deine Augen funkeln.”
“Özcan, lenk nicht ab.”
“Wer hat mich bei meiner Geschichte unterbrochen? Ich mach dann mal weiter, meine Wüstenblume….
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Nachdem der Schatten sich verflüchtigt hatte, waren sie zehnmal vergnügter als zuvor.
Allein von der Erleichterung, dass Ab del Scrooge der Elendige erledigt war.
Fröhlich erzählten die Familie was sie am Tag erlebt hatte. Sie lachten viel und genossen den Abend.
Die Kastanien und der Krug gingen reihum. Dazu gab es ein Lied von einem verlorenem Kind,
das durch den Schnee lief, von Tiny Tim, der hatte ein klägliches Stimmchen hatte.
Das alles war nicht sehr bedeutend. Sie waren keine hübsche Familie.
Waren nicht gut gekleidet.
Ihre Schuhe waren alles andere als wasserdicht, ihre Kleider dürftig und sie kannten bestimmt die Pfandleihe von innen.
Doch sie waren glücklich.
Als sie verblassten hielt Ab del Scrooge den Blick bis zuletzt auf sie gerichtet. Besonders auf Tiny Tim.
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Re: Özcans Weihnachtsgeschichte

Beitrag von Die Osebergs » Mittwoch 16. Dezember 2015, 21:41

Türchen 16

Inzwischen wurde es dunkel und es schneite stark,
und während Ab del Scrooge und der Geist durch die Straßen gingen,
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war der Glanz der prasselnden Feuer in Küchen, guten Stuben und allen möglichen Räumen wundervoll.
Hier zeigte der fackelnde Schein Vorbereitungen für ein behagliches Essen und einen gemütlichen Abend.

An einem Haus rannten alle Kinder in den Schnee hinaus um fröhlich lachend Verwandte zu begrüßen.
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Hier wiederum waren auf den Fensterjalousien Schatten von Gästen, die zusammen kamen, dort eine Gruppe hübscher Mädchen,
alle mit Hauben und Fellstiefeln angetan, und alle schnatterten auf einmal, trippelten leichtfüßig zu einem Nachbarn in der Nähe.
Es waren so viel Menschen auf den Straßen, dass man glauben konnte niemand war zu hause die Gäste zu empfangen.

Das Gespenst frohlockte bei dem Anblick.
Plötzlich, ohne Vorwarnung, standen sie in einer trostlosen Wüste, wo monströse Massen grober Steine herumlagen,
als wäre es eine Grabstätte von Riesen. Im Westen hatte die untergehende Sonne einen Streifen Feuerrot zurückgelassen,
der einen Moment lang die Einöde beschien.
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“Wo sind wir hier?” fragte Ab del Scrooge .
“Hier leben Kameltreiber. Fie kennen mich. Fieh nur.” erwiderte der Geist.
Bei einer Düne schien im Sand ein Licht. Rasch liefen sie dorthin und trafen auf eine fröhliche Gesellschaft.
Alle zusammen saßen um ein prasselndes Feuer.
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Ein alter, alter Mann und eine ebenso alte Frau mit ihren Kindern und Kindeskindern in ihrem heiteren Feierstaat.
Der alte Mann sang ihnen mit einer Stimme, die sich nur selten über das Heulen des Windes auf dem kargen Ödland erhob,
ein Weihnachtslied. Hin und wieder stimmte die Familie im Chor mit ein.
Der Geist verweilte hier nicht, sondern gebot Ab del Scrooge sich an seinem Gewand festzuhalten,
und sie eilten weiter über den Sand,
sie eilten… wohin?
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Re: Özcans Weihnachtsgeschichte

Beitrag von Die Osebergs » Donnerstag 17. Dezember 2015, 21:06

Türchen 17

Doch nicht zum Meer?

Zum Meer.
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Zu seinem Entsetzen sah Ab del Scrooge ,
als er zurück blickte,
das letzte Stück Land, eine fürchterliche Felsenkette,
hinter sich und seine Ohren wurden taub vom Donnern des Wassers.
Auf einem Fels, ungefähr eine Seemeile vor der Küste, stand ein einsamer Leuchtturm.
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Große Haufen Seetang klammerten sich an seinen Sockel.
Sturmvögel umtanzen den Leuchtturm und hoben uns senkten sich mit dem Wind.
Auch hier hatten zwei Männer, die das Licht überwachten, ein Feuer gemacht.
Indem sie einander die schwieligen Hände über den groben Tisch reichten, an dem sie saßen,
wünschten sie einander mit einer Kanne Grog frohe Weihnachten.
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Und weiter zog das Gespenst.
Über das schwarze, wogende Meer.
Bis sie fern jeder Küste auf einem Schiff landeten. Sie stellten sich neben den Rudergänger am Steuerrad,
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den Ausguck am Bug, die Offiziere, die wache standen;
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dunkle gespenstische Gestalten, doch jeder summte ein Weihnachtslied.
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Es war für Ab del Scrooge eine große Überraschung, während er dem Geheul des Windes lauschte und dachte,
wie schwermütig es doch war, durch die einsame Finsternis über einen unbekannten Abgrund ziehen,
dessen Geheimnisse so tief wie der Tod waren.
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Re: Özcans Weihnachtsgeschichte

Beitrag von Die Osebergs » Donnerstag 17. Dezember 2015, 21:28

Mittendrin ein herzhafte Lachen.

Wie überraschend das Ab del Scrooge glaubte seinen Neffen zu erkennen.
Noch größer war die Überraschung als Ab del Scrooge erkannte das sie plötzlich an einem hellen,
trockenen, strahlenden Ort waren.

Der Geist stand lächelnd neben ihm und betrachtete den Neffen mit billigender Freundlichkeit.
“Ha, ha hahaha.” lachte Ab del Scrooge Neffe.
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Sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass es einen Menschen gibt,
der mit Gelächter gesegneter ist als der Neffe, so kann ich nur sagen, dass ich ihn auch gerne kennen würde.
Es ist nichts ansteckender wie lachen und gute Laune.

Als Ab del Scrooge Neffe derart lacht: sich die Seiten hielt, den Kopf rollte und das Gesicht
in die außerordentlichste Verzerrung drehte, lachte Ab del Scrooge angeheiratete Nichte ebenso herzlich wie er.
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Und ihre versammelten Freunde ließen sich nicht lumpen und lachten kräftig mit.
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“Er hat gesagt, Weihnachten ist Humbug, so wahr ich lebe!” brüllte der Neffe. “Und er hat es auch noch geglaubt.”
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“Noch mehr Schande über ihn.” sagte die Nichte empört. Sie war sehr hübsch, über die Maßen hübsch.
Mit Grübchen, überraschtem Blick, prächtigem Gesicht, einem reifen kleinen Mund, der wie geschaffen schien, geküsst zu werden.
Geküsst…
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da fällt mir was ein. Ayshe? Was hälst du von einem Kuss?”
“Vor allen Leuten?”
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“Ist doch Weihnachten. Die verstehen das schon.”
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Re: Özcans Weihnachtsgeschichte

Beitrag von Die Osebergs » Donnerstag 17. Dezember 2015, 21:35

“Er ist ein komischer alter Bursche.” sagte der Neffe. “Er ist leider nicht so angenehm wie er sein könnte.
Doch seine Vergehen bringen ihre eigene Bestrafung mit. Und ich habe nichts gegen ihn zu sagen.”

“Bestimmt ist er sehr reich.” deutete die Nichte an.
“Und wenn schon, Liebste. Sein Reichtum nutzt ihm gar nichts. Er tut damit nichts Gutes. Er macht es sich damit nicht behaglich.”
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“Ich habe keine Geduld mit ihm.” bemerkte die Nichte und alle anwesenden Damen bekundeten dieselbe Ansicht.
Ab del Scrooges Neffe war anderer Meinung: ”Oh, ich schon. Er tut mir leid. Ich könnte ihm nicht böse sein,
selbst wenn ich es wollte. Wer leidet denn unter seinen schlechten Launen? Er selbst.
Er setzt es sich in den Kopf uns nicht zu mögen, und er kommt nicht zum Abendessen zu uns.
Was ist die Folge? Ihm entgeht kein besonderes Abendessen.”
“Ich finde, ihm entgeht ein sehr gutes Abendessen.” unterbrach ihn die Nichte.
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Alle anderen sagten das Selbe. Hatten sie doch gerade ein köstliches Mahl verspeist.
“Oho. Freut mich zu hören.” antworte der Neffe mit einem Lächeln. “Was meinst du Faruk?”
Aber Faruk war mit den Gedanken woanders.
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Er hatte ein Auge auf eine der Schwestern von Ab del Scrooge Nichte geworfen.
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Als der Neffe seine Frage wiederholte antwortete Faruk: “Er als Junggeselle sei ein Verstoßener,
der bei manchen Themen kein Recht auf Meinung hatte. Worauf seine Angebetete errötete.
“Fahr doch fort mein Lieber.” bat die Nichte und klatschte in die Hände. “Nie beendet er den Satz, den er anfängt. Er ist ein lächerlicher Kerl.”
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Darauf ergab sich der Neffe einem weiteren Lachanfall. Dieser war so ansteckend, dass alle einmütig folgten.

Als er sich ein wenig gefangen hatte, sprach er weiter: ”Ich wollte sagen,
dadurch, dass er uns nicht leiden mag und nicht fröhlich mit uns sein kann,
entgehen ihm ein paar angenehme Augenblicke. Diese würden ihm nicht schaden.
Ich gebe ihm jedes Jahr die gleiche Chance. Ob es ihm gefällt oder nicht. Er tut mir leid.
Er mag gegen Weihnachten wettern bis er stirbt, aber er muß doch einmal besser darüber denken.
Ich bin hartnäckig.
Wenn er merkt das ich Jahr um Jahr in guter Stimmung zu ihm komme vielleicht ändert er seine Meinung.”
Mit dieser Ansicht war er allein im Raum. Doch das störte ihn nicht.
Er lachte wieder und lies eine Flasche mit gegorener Kamelmilch rumgehen.
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Re: Özcans Weihnachtsgeschichte

Beitrag von Die Osebergs » Donnerstag 17. Dezember 2015, 21:44

Nach dem Abendessen musizierten sie.
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Denn sie waren eine musikalische Familie mit angenehmen Singstimmen.
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Zwei Schwestern zogen sich um und begannen einen orientalischen Tanz zum Klang einer Trommel.
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Sie bewegten sich elegant und ließen ordentlich die Hüften kreisen.
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Die fröhliche Gesellschaft widmete sich aber nicht den ganzen Abend der Musik.
Nach einer Weile schlug Faruk vor Blindekuh zu spielen. Manchmal mußte man einfach Kind sein.
Wann war es besser als an Weihnachten.
Aber natürlich. Niemand glaubte das Faruk wirklich blind war.
Narrensicher folgte er der Schwester. Hin und wieder schmiss er etwas
um oder lief gegen ein Möbelstück um den Schein zu wahren.
Sonst fing er niemanden.
Irgendwann fing er sie in einer Ecke. Obwohl er genau wusste wer vor ihm stand,
tastete er ihr über das Haar und die Hände.
Ab del Scrooge Nichte beteiligte sich nicht am Blindekuhspiel.
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Sie machte es sich auf ein paar Kissen und Fellen
in einer behaglichen Ecke bequem, wo das Gespenst und Ab del Scrooge standen.

Im Anschluss spielten sie ein Spiel das Wie, Wann, Wo hieß.
Hier beteiligte sich auch die Nichte.
Darin war sie ganz großartig und schlug zur heimlichen Freude von Ab del Scrooges Neffen ihre Schwestern mit Leichtigkeit.
Es waren acht Leute.
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Jung und alt.
Aber sie spielten und Ab del Scrooge ebenso.
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Bei dem Interesse daran vergaß er völlig das seine Stimme, in den Ohren er Anderen, kein Gewicht hatte.
Vieles rief er laut in die Runde und es war richtig.
Das Gespenst war hocherfreut ihn in dieser Stimmung zu sehen.
Wohlwollend betrachtete er ihn als Ab del Scrooge wie ein Junge bettelte bleiben zu dürfen bis die Gäste gingen.
“Jetzt kommt ein neues Spiel. Eine halbe Stunde Geist, nur eine.” bettelte Ab del Scrooge.
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Re: Özcans Weihnachtsgeschichte

Beitrag von Die Osebergs » Donnerstag 17. Dezember 2015, 21:51

Das Spiel hieß ja und nein.
Dabei mußte sich der Neffe etwas ausdenken und die Übrigen sollten herausfinden was es war.
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Dabei durfte er die Fragen nur mit ja und nein beantworten. Das heftige Trommelfeuer an Fragen,
dem er ausgesetzt war, entlockte ihm das er an ein Tier dachte. Ein Tier das zuweilen knurrte und grunzte.
Manchmal sprach es. Lebte in der Stadt und lief durch die Straßen. Es ließ sich aber nicht sehen.
Wurde nicht geführt und lebte in keiner Menagerie. Es wurde auf keinem Markt getötet.
War kein Esel, auch keine Kuh oder Bulle oder Tiger oder ein Hund oder ein Schwein oder eine Katze.
Bei jeder neuen Frage, die ihm gestellt wurde, brach der Neffe in Gelächter aus.

Bis eine der Schwestern aufsprang und rief: “ich hab es. Ich weiß es.”
“Na was?” fragte der Neffe.
“Es ist dein Onkel Ab del Scrooge!”
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Was es tatsächlich war.

“Er hat uns wahrlich eine Menge Heiterkeit beschert.” freute sich der Neffe.
“So laßt uns dankbar sein und auf sein Wohl trinken.” Schwungvoll hob er sein Glas in die Höhe und rief: “Auf Onkel Ab del Scrooge!”

Alle stimmten mit ein.

Alle prosteten ihm zu und wünschten frohe Weihnachten.
“Frohe Weihnachten und ein gutes neues Jahr, dem alten Mann.
Er würde von mir nichts annehmen, aber er soll es trotzdem haben.”
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Onkel Ab del Scrooge war unmerklich so fröhlich und leichten Herzens geworden,
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dass er der ahnungslosen Gesellschaft seinerseits gerne zugeprostet hätte. Gleichfalls lag ihm eine Rede auf der Zunge.
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Aber das Gespenst lies ihm dazu keine Zeit.
Doch die ganze Szenerie verging im Hauch von seinem Neffen gesprochenem Wortes.
Der Geist und Ab del Scrooge machten sich wieder auf die Reise,
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Re: Özcans Weihnachtsgeschichte

Beitrag von Die Osebergs » Freitag 18. Dezember 2015, 15:26

Türchen 18

Vieles sahen sie.
Weit gingen sie.
Viele Häuser besuchten sie. Aber immer mit einem guten Ende.
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So besuchten sie Krankenbetten, fremde Lande,
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Armenhäuser , Spital und Gefängnisse.
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Edelleute und Würdenträger.
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Überall hinterließ der Geist seinen Segen. Überall lehrte er Ab del Scrooge seine Gebote.
Es war eine lange Nacht. Wenn es denn nur eine war.
Ab del Scrooge hatte seine Zweifel daran, weil die Weihnachtstage auf den Zeitraum verdichtet schienen, den sie gemeinsam verbrachten..
Sonderbar war auch, dass das Gespenst, während Ab del Scrooge in seiner äußeren Gestalt unverändert blieb, älter wurde.
Deutlich älter sogar.
Ab del Scrooge hatte diesen Wandel bemerkt, aber bisher nichts gesagt. Nun fragte er: “Ist das Leben von Geistern so kurz?”
“Mein Leben auf diesem Erdball ist sehr kurz. Es endet heute Nacht.” antwortete das Gespenst.
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“Heute Nacht?” Ab del Scrooge war entsetzt.
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“Heute Nacht um Mitternacht. Horch! Die Zeit rückt näher.” In dem Augenblick schlug es die drei Viertel nach elf.
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Re: Özcans Weihnachtsgeschichte

Beitrag von Die Osebergs » Freitag 18. Dezember 2015, 15:30

“Verzeih mir, wenn meine Frage nicht gerechtfertigt ist.” sagte Ab del Scrooge
und betrachtete das Gewand des Geistes aufmerksam. “Aber ich sehe etwas Sonderbares.
Es gehört nicht zu dir und lugt unter dem Saum hervor. Ist das ein Fuß oder eine Klaue?”
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Der Geist wurde ganz traurig. “Ef könnte eine Klaue fein, denn daf Fleifch ift noch dran. Fchau!”
Aus den Falten seines Gewandes zog er zwei Kinder hervor.
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Beide waren jämmerlich, elend,
furchtsam, abstoßend und erbärmlich. Sie knieten zu seinen Füßen nieder und klammerten sich an ihm fest.
“Oh Menfch, fchau fie dir an!” rief das Gespenst.
Es waren ein Junge und ein Mädchen.
Armselig, mager, abgerissen, mürrisch, wölfisch, aber in ihrer Bescheidenheit auch fußfällig.
Wo anmutige Jugend ihre Züge hätte füllen und sie ihren frischesten Farben hätte tönen sollen.
Hatte eine schale, schrumpelige Hand wie die eines Adlers sie gekniffen, verdreht und zu Fetzen gezogen.”
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“Özcan, manchmal drückst du dich ziemlich geknödelt aus.”
“Nein. Die Geschichte geht so. Früher haben die Leute so gesprochen.”
“Bist du dir sicher das die Leute von heute so etwas verstehen?”
“Es ist eine Weihnachtsgeschichte. Damit können die Zuhörer schon umgehen.”
“Vielleicht kannst du sie ein bisschen umdichten?”
“Mit Mons und Igor als Geister ist sie schon umgedichtet genug.”
“Wer ist denn der dritte Geist?”
“Du bist ein bisschen zu neugierig Ayshe. Zu dem kommen wir gleich.”
“Okay!”
“Okay?”
“Ja.”
“Dann erzähl ich weiter?”
“Ja!”
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Re: Özcans Weihnachtsgeschichte

Beitrag von Die Osebergs » Freitag 18. Dezember 2015, 15:38

“Wo vielleicht Engel gethront hätten, hockten Teufel und blickten finster drohend heraus. Kein Wandel,
keine Erniedrigung, keine Perversion der Menschlichkeit in jedem Maße, in all den Mysterien der wunderbaren
Schöpfung, hat auch nur halb so grässliche und furchtbare Ungeheuer.
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Ab del Scrooge prallte entsetzt zurück.
“Geist! Sind das deine?” Mehr brachte er nicht heraus. Der Atem stockte ihm bei dem Anblick.
“Fie find def Menschen Kinder. Ich habe gar nicht gewufft daf die Menfchen fo fchöne Kinder
machen können.” sagte der Geist und schaute auf sie hinunter.
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“Igor das gehört nicht zu deinem Text.”
“Man darf fie doch mal loben können.” grummelte Igor.
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“Nein, jetzt nicht. Kannst du den Satz noch einmal anfangen? So kann ich nicht arbeiten.”
“Ich habe gar nicht gewufft daf ……”
“Nein, nicht den. Den davor. Seufz. Wer hatte nur die Idee Igor als Geist zu holen?”
“Fie find def Menschen Kinder?”
“Ja genau da.”
Räusper!
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“Fie find def Menschen Kinder.”
“Geht doch.”
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“Unterbrich mich nicht.… ftp kann ich mich nicht konzentrieren. Daf ift Kunft, waf ich hier mache.
Fie find def Menfchen Kinder. Fie klammern fich an mich. Klagen ihre Väter an. Der Junge da ist Dummheit.
Daf Mädchen ift Not. Hüte dich vor beiden und vor allen ihrefgleichen. Am meiften aber hüte dich vor dem Jungen.
Auf feiner Ftirn fehe ich daf gefchrieben, waf verderben heifft, fo die Fchrift nicht aufgelöfcht wird. Leugne ef!” rief der Geist
und streckte die Hand zur Stadt hin aus. “Schmähe jene, die ef dir fagen! Gib ef ob deiner aufrührerifchen Ziele zu und
macht ef fchlimmer. Und erwarte daf Ende. Denn der Meifter wird kommen.”
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“Nein Igor, das wird er nicht. Bleib bei der Geschichte.”
“Ich dachte es pafft zu der Dramatik!”
“Nein!”
“Der Meifter liebt Dramatik.”
“Nicht jetzt und nicht hier.”
“Jetzt wo die Gefchichte doch eine Grufelgefchichte wird, kann der Meifter nicht fehlen.”
“Sie wird keine Gruselgeschichte. Es ist immer noch eine Weihnachtsgeschichte.”
“Und warum find da die fchönen Kinder?”
“Sie sind eine Metapher für die Schlechtigkeit der Menschen. Können wir weiter machen?
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“Haben sie denn keine Zuflucht oder Hilfe?” rief Abd del Scrooge.
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“Gibt ef denn keine Gefängniffe?” sagte der Geist bitter und wandte sich ihm ein letztes Mal mit dessen
eigenen Worten zu. “Gibt ef denn keine Arbeitfhäufer?”
Die Glocke schlug zwölf.
Sab del Scrooge schaute kurz zur Glocke hinauf und dann zurück zum Gespenst und… es war nicht mehr da.
Als der letzte Schlag verklang, nahm er auch den Geist mit.

“Bin ich fertig?”
“Ja Igor.”
“Fchade.”
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Re: Özcans Weihnachtsgeschichte

Beitrag von Mara » Freitag 18. Dezember 2015, 19:15

Will jetzt einfach mal wieder anmerken, dass die Geschichte wundervoll erzählt und erstklassig ins Bild gesetzt ist. [ externes Bild ] [ externes Bild ] [ externes Bild ]
Man hört nicht auf, zu spielen, weil man alt wird - man wird alt, weil man aufhört, zu spielen.

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Re: Özcans Weihnachtsgeschichte

Beitrag von Jolande » Freitag 18. Dezember 2015, 22:25

Ich finde es so schön, wie Özcan Ayshe die Geschichte erzählt.
Ganz toll in Szene gesetzt. :great
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Re: Özcans Weihnachtsgeschichte

Beitrag von Die Osebergs » Samstag 19. Dezember 2015, 21:47

Türchen 19


Ratlos stand Ab del Scrooge da.
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Doch da erinnerte er sich an die Voraussage Marleys.
Er lies seinen Blick wandern und entdeckte ein Phantom.
Verhüllt mit einer Kapuze wallte es, gleich einem Nebel über den Boden auf ihn zu.
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Das Phantom nahte langsam. Gravitätisch lautlos.
Als es bei ihm war, beugte Ab del Scrooge die Knie.
Denn schon in der Luft, durch das der Geist sich bewegte, schien er Düsternis und Mysterien zu verbreiten
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Er war in ein tiefschwarzes Gewand gehüllt, das seinen Kopf, das Gesicht und die Gestalt
verbarg und doch schimmerte Gebein hindurch und auch wieder nicht. Ohne dies wäre es schwierig gewesen,
ihre Form von der Nacht zu trennen und von der Finsternis zu scheiden, die sie umgab.
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“Ah Özcan! Der ist aber gruselig” unterbrach Ayshe die Erzählung. “Der macht mit Angst.”
“Der muß so. Sonst hat Ab del Scrooge ja keinen Respekt. Hab keine Angst, ist doch nur eine Geschichte.”
“Aber wen hast du als Schauspieler geholt? Der ist gruselig.”
“Deine Mutter hat ihn angeschleppt. Sie sagt: Er kann das. Dann wird er das können.”
“Darf ich mich neben dich setzen?”
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“Was für eine Frage. Du darfst immer neben mich. Kann ich dann weiter erzählen?”
“Ja!”
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Er spürte, dass sie groß und stattlich war. Und ihre mysteriöse Präsenz erfüllte ihn mit tiefer Furcht.
Mehr wusste er nicht. Denn der Geist sprach und bewegte sich nicht.
“Ist das Gespenst des künftigen Weihnachten bei mir?” fragte Ab del Scrooge ganz zaghaft. Er erhielt aber keine Antwort.
Das Phantom zeigte nur mit der Hand voraus.
“Du willst mir Schatten der Dinge zeigen, die noch nicht geschehen sind. Aber bald geschehen werden. Ist dem so Geist?”
Der obere Teil des Gewandes wurde einen Augenblick lang zu Falten zusammengezogen, als hätte der Geist den Kopf geneigt.
Das war die einzige Antwort die er erhielt.
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Obgleich inzwischen gespenstische Gesellschaft gewöhnt, fürchtete Ab del Scrooge die stumme Form so sehr,
dass ihm die Beine schlotterten, und er merkte, dass er kaum aufrecht stehen konnte, als er sich anschickte, ihm zu folgen.
Der Geist verharrte einen Moment, als bemerkte er seinen Zustand und wollte ihm Zeit geben sich zu erholen.
Ab del Scrooge aber ging es nun noch schlechter.
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Das Wissen, dass hinter der düsteren Hülle gespenstische Augen auf ihn gerichtet waren, während er nichts sah.
So sehr er seine Eigenen auch anstrengte, er konnte nichts außer einer Geisterhand und die große, schwarze Masse Schwarz erkennen.
Das erfüllte ihn mit Entsetzen.

“Özcan, ist das doch eine Gruselgeschichte?”
“Nein. Der tut nichts.”
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Re: Özcans Weihnachtsgeschichte

Beitrag von Die Osebergs » Sonntag 20. Dezember 2015, 09:16

Türchen 20
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“Gespenst der Zukunft.” rief er aus. “Ich fürchte dich mehr als jede andere Erscheinung, die ich gesehen habe.
Doch ich weiß das du mir Gutes tun willst. Ich hoffe, dass du mir hilfst ein anderer zu werden.
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So will ich dir Gesellschaft leisten. Möchtest du nicht mit mir sprechen?”

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Es gab keine Antwort. Die Hand wies nur geradeaus.
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“Geh voran!” sagte nun Ab del Scrooge. “Die Nacht schwindet schnell und ist mir eine kostbare Zeit. Das weiß ich. Geh voran, Geist.”
Das Phantom bewegte sich von ihm weg. Ab del Scrooge folgte im Schatten seines Gewandes. Welches ihn hochhob und mit trug.
Es schien weniger, als betraten sie die Stadt. Vielmehr schien diese um sie herum emporzuschießen und sie von sich aus zu umfangen.
Doch da waren sie, mitten in ihrem Herzen.
In der Börse, unter den Händlern, die hin und her eilten, mit dem Geld in der Tasche klimperten,
sich in Gruppen unterhielten, auf die Uhr schauten, nachdenklich mit ihrem großen Goldsiegel tändelten und so weiter,
wie Ab del Scrooge es oft gesehen hatte.
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Der Geist blieb bei einer Gruppe Geschäftsleuten stehen. Ab del Scrooge bemerkte das die Hand auf sie zeigte.
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