Tagebuch von Mara

[Aquarius]

Gute Besserung! Das grassiert gerade sehr

[Mara]

Liebes Tagebuch!

Ich bin immer noch total malade und das blöde Kopfweh nervt
total. Martha ist eben gegangen. Ich muss mich doch um die Kikis
kümmern. Mühsam greife ich zum Telefon. Zum Glück ist Wilbur
wirklich zu erreichen.
"Du bist krank", hört er mir sofort an. "Also kuriere dich aus. Die
Sache läuft. Am Montag ist Gerichtstermin. Aber dazu brauche ich
dich nicht."
"Wie? Ohne mich?", wehre ich ab.
"Klar", sagt er leichtin. "Ich regle das schon. Deine Gesundheit
geht vor."

Aufgelegt. Ich lege mich wieder hin. Und ich werde alles daran
setzen, dass ich am Montag wieder fit bin.

[/b]

[Der Archivar]

... kuriere dich aus. ... Deine Gesundheit
geht vor.

Schone dich und bleib im Bett!
So sehr wir uns nach der Fortsetzung deiner Kiki-Geschichten sehnen. "Deine Gesundheit geht vor."

Liebe Grüße und gute Besserung

Michael

[Mara]

Liebes Tagebuch!

Ich bin noch immer nicht fit, aber es geht aufwärts.
Heute bin ich auch aufgestanden. Ich habe mit den Freunden
telefoniert - jedenfalls denen, die ich erreichen konnte. Schon
komisch. Sie wissen zwar, dass ich wegen der Kikis einen Anwalt
beauftragt habe, was insbesondere Eddy für richtig prima hält,
aber nicht einer von ihnen wurde als zeuge geladen.
Das verwirrt mich.

Ich kontaktiere die , welche ich nicht erreichen konnte, per
eMail und suche sie im Chat. Aber auch hier dasselbe. Das
ist so komisch. Wilbur fragte doch nach Zeugen dafür, dass
die Kikis zu mir gehören. Und nun ignoriert er ausgerechnet
meine Freunde. Ich verstehe es nicht.

Wilbur selbst kann ich nicht erreichen. Na ja, es ist Sonntag.
Da ist bei ihm keiner im Büro. Ich kuschle mich in meinen Sessel.
Tiger schnurrt auf meinem Schoß.
Er spürt, dass ich jetzt seinen Trost brauche.

Ich habe Angst, dass morgen alles schief gehen wird.

[/b]

[Ischade]

Das ist tatsächlich eigenartig... wen hat er dann als Zeugen? Theo???

[Carola]

Daumen für morgen sind gedrückt!
Bin in Gedanken bei Dir und den KIKis

[Mara]

Liebes Tagebuch!

Ich eile zum Gerichtsgebäude und verlaufe mich dort erst einmal.
Das sind einfach zu viele Gänge, die alle völlig gleich aussehen.
Zum Glück stoße ich dann fast mit Wilbur zusammen.
»Oha, du bist wohl wieder gesund«, sagt er statt einer Begrüßung.
»Hoffentlich lenkst du mich nicht ab.«
»Du glaubst doch nicht, dass ich mich nicht einbringen werde«,
entfährt es mir.
»Doch, das verlange ich sogar«, gesteht er. »Du kannst natürlich
mit rein und sogar neben mir sitzen. Aber ich möchte, dass du
still bist und mich machen lässt.«

»Sie haben extra den kleinsten Saal genommen«, erklärt mir Wilbur,
»damit nicht so viel Publikum reinpasst. Presse nur ohne Kamera.
Bisschen viel Aufwand, aber die Demo vor dem Zoo erregte eben Aufsehen.«
»Das sind auch einige meiner Freunde«, stelle ich erfreut fest.
»Da vorne, das ist der Anwalt der Gegenseite. Und der Vertreter
des Zoos steht bei ihm.«
»Ist der Richter ein Tierfreund?«
»Keine Ahnung. Ist auch völlig unwichtig. Es geht nur um das Recht, Mara.«
»Mir geht es um die Kikis«, murre ich mit halblauter Stimme.

»Ich weiß.« Er schmunzelt. »Hugo hat mir von eurem nächtlichen
Raubzug erzählt. Zumindest in Teilen. Viel Aufwand, um deine Kikis
aus dem Blick der Öffentlichkeit zu halten.«
»Sie sind es wert, Wilbur.«
»Hier sind sie Tiere und damit eine Sache. Akzeptiere es.«
Das kann ich natürlich nicht. Aber Widerspruch wäre zwecklos.

Wilbur gibt dem gegnerischen Anwalt die Hand und grüßt ihn
wie einen alten Freund. Müssten sie nicht Feinde sein, zumindest
Gegner? Ich schätze, beide machen einfach ihren Job.
Da ist nichts Persönliches dabei.

Wir setzen uns auf unsere Plätze und warten. Irgendwann
muss der Richter ja kommen. Im Saal wird gemurmelt.
Wilbur blättert kurz in meinem Ordner. Wenigstens den
hat er dabei. Eddy nickt mir aufmunternd zu.

Der Richter ist eine Richterin. Sie kommt endlich. Als sie mit
dem Hammer kräftig klopft, erstirbt das Gemurmel. Die Verhandlung
»Mara gegen Zoo« ist hiermit eröffnet. Beide Anwälte erläutern kurz,
weshalb sie hier sind, um was es geht und was sie wollen.

Dann ruft der Zoo seinen ersten Zeugen. Er kommt demonstrativ
in Berufskleidung, so dass jeder sehen kann, dass er Tierarzt ist
und damit etwas von Tieren versteht. Er gibt zu, die freilaufenden
Langohr-Lemuren mit seinem Kollegen eingefangen zu haben. Und
er betont, dass diese wilden Affen ein Karussell, auf dem Kinder
spielten, geentert hatten. Alles geschah zum Schutz der Kinder.
Und natürlich der Lemuren.

Wilbur geht zu ihm.
»Ich habe hier die eidesstattliche Versicherung des Karussellbetreibers,
die besagt, dass jede einzelne Fahrt der Lemuren bezahlt wurde«, verkündet er.
»Äh, das konnten wir nicht sehen«, beteuert der Mann. »Es sind wilde Tiere.
Sie gehören in einen Zoo oder in ihr natürliches Umfeld.«
»Keine weiteren Fragen im Moment.«
Ich bin entsetzt, weil Wilbur nicht nachhakt.

[/b]

[Mara]

Jetzt ruft der Zoo einen Experten für Lemuren als Zeugen auf.
Der Mann hat einiges auf dem Kasten, mehrere wissenschaftliche
Abhandlungen veröffentlicht und kennt alle Eigenarten aller
bekannten Lemuren. Die Richterin macht sich Notizen.
Das sieht gar nicht gut aus.

In mir kocht es.
»Wehe, du sagst etwas«, flüstert mir Wilbur zu. »Es läuft doch prima.«
»Was ist da prima? Jeder denkt, dass ...«
»Ganz ruhig. Du hast den besten Anwalt der Stadt«, mahnt er.

»Lemuren gehören als Primaten zur Unterordnung der Feucht-
nasenaffen«, vergewissert er sich bei dem Zeugen. Der Mann
nickt. »Es sind etwa 100 Arten bekannt, sagen sie?«
»So ist es. Diese Tiere leben in Madagaskar in den Wäldern. Viele
Arten sind ausgestorben. Ihr Gewicht variiert zwischen 30 Gramm
bei den Mausmakis bis zu 10 Kilo, die der Indri erreichen kann.«
»Hochinteressant«, lobt Wilbur mit freundlicher Stimme. »Welches
Gewicht erreichen denn die Langohr-Lemuren?«
Er hat ihn. Der Experte hat keine Ahnung von Kikis, während Wilbur
die angeblich erforschten Tatsachen, die Eddy ins Internet schmuggelte,
genau kennt. Ein wenig hin und her, dann ist der Zeuge entlassen.

Die Richterin ist sichtlich verwirrt. Dass der Zoo einen Experten
als Zeugen benennt, der die Streitsache nicht einmal kennt,
spricht nicht für ihn. Und damit auch nicht dafür, dass der Zoo
weiß, was gut für die Tiere ist. Der Hammer klopft.
Die Verhandlung wird auf morgen vertagt.

»Na, lief doch prima«, grinst Wilbur, nachdem die Richterin den Raum verließ.
»Wenn du das sagst. Ich bin enttäuscht. Ich hoffte, dass ich
heute meine Kikis wieder bekomme.«
»Ein, zwei Tage musst du dich schon noch gedulden«, tröstet mich
Wilbur. »Für heute lief es gut. Der Zoo hat an Glaubwürdigkeit verloren.
Morgen überführen wir ihn des Diebstahls.«

Catty und Eddy kommen zu mir. Sie verstehen zumindest, dass ich
nicht zufrieden bin. Aber beide sind sicher, dass alles gut wird.

Sie begleiten mich nach Hause und bleiben bei mir, damit ich etwas aufgemuntert bin.

[/b]

[wällerplaymosammler]

Ich schliesse Dich in mein Abendgebet ein!

Der Zoo darf nicht durchkommen!

Die Kiki's gehören zu dir!

[Carola]

oh man das darf doch nicht war sein noch eine Nacht zittern arme Mara
Ich bin auch Morgen in Gedanken bei Dir und den Kikis!

[Ischade]

Ich mag ja ansich keine Anwälte... ABER ein so bedeutetnder Anwalt wie Wilbur kann sich nicht leisten zu verlieren! Was immer er tun wird, er wird alles versuchen, diesen Prozess zu gewinnen. Nicht für Dich oder die Kikis, sondern allein für seinen Ruf und sein Prestige! Also sein nicht zu verzagt!

[Der Archivar]

oh man das darf doch nicht war sein noch eine Nacht zittern arme Mara
Ich bin auch Morgen in Gedanken bei Dir und den Kikis!

[Mara]

Liebes Tagebuch!

»Wilbur, du musst der Richterin sagen, wer Kiki ist«, dränge ich.
»Du hast doch mein Material, das beweist, was wir alles erlebten.
Du kannst zeigen, wie Kiki für Drachen kämpfte, im Zirkus auftreten
musste, den Moosmann traf, Piraten und Wilderer besiegte und sogar,
wie er in Shangri-La unterrichtet wurde. Er ist doch etwas ganz Besonderes.«
»Und dann, Mara?« Wilbur ist nicht einverstanden. »Wenn dein Affe
wirklich so intelligent ist, wie du sagst, wird er nicht ausgewildert,
sondern in den Dienst der Wissenschaft gestellt.« Ich zucke zusammen.
»Es ist für euch alle besser, wenn deine Lemuren wie Hunde auf
zwei Beinen gesehen werden.«

ich kann nichts weiter sagen, weil die Richterin den Saal betritt
und die Verhandlung eröffnet. Sie will wissen, ob der Zoo weitere
Experten oder Zeugen aufrufen möchte. Aber der lehnt ab.

Nun ist Wilbur dran. Er ruft Nathalie als Zeugin auf. Das verstehe
ich jetzt überhaupt nicht. Nathalie will doch, dass die Kikis ausge-
wildert werden. Sie steht nicht auf unserer Seite. Ich flüstere
Wilbur eine Warnung zu, aber der lächelt nur.

Obwohl sie Wilburs Zeugin ist, befragt sie der Zooanwalt zuerst.
Er fragt nach ihrem Engagement im Tierschutz, lobt das auch und
will von ihr recht suggestiv wissen, ob Affen in Privathaushalten
gehalten werden sollten, was sie natürlich vehement ablehnt.

Wilbur befragt sie nach dem Stadtpark, dem Karussell und den
Kikis. Er will wissen, ob die Kinder die Affen fürchteten.
»Aber nein«, verspricht sie. »Alle Kinder lieben diese blauen
Affen. Sie waren auch sehr friedlich. Sie haben sogar nach
meiner Musik getanzt.«
»Und das haben die Leute vom Zoo gesehen?«
»Sie haben die Tiere zwei Tage lang beobachtet«, gibt
Nathalie zu. »Sie sind ja nicht so leicht zu fangen.«

Verhandlungspause. Wir vertreten uns die Füße auf den
Gängen. Wilbur ist zufrieden.
»Damit ist der Diebstahl bewiesen«, grinst er, »denn wer zwei Tage
beobachtet, sieht natürlich, dass die Lemuren zu jemandem gehören.«
»Dann gewinnen wir?«
»Was den Diebstahl betrifft, ganz sicher.«
»Aber?«
»Es geht ja noch um das Auswildern. Da haben wir eigentlich keine
Chance, weil der Tierschutz eine Macht im Land ist.«

»Also musst du doch die Intelligenz der Kikis beweisen«, bitte ich.
»Nein, Mara«, lehnt er ab, »wenn wir das tun, hat das keinen
Effekt. Die Richterin ist eh schon gelangweilt. Und ich kann
deinen Kiki ja nicht vorladen.«
»Du hast einen Plan«, begreife ich, als ich sein Schmunzeln sehe.
»Lass mich nur machen.«

[/b]

[Mara]

Die Pause ist vorbei. Zu meinem Erstaunen ruft Wilbur nun Nadja
in den Zeugenstand. Wieder drängelt sich der Zooanwalt vor. Immerhin
ist Nadja beim Zoo angestellt. Er fragt nach der Unterbringung der
Tiere, ihrem Gesundheitszustand und ihrem Verhalten.
Nadja antwortet ihm, aber immer nur sehr knapp.

Bei Wilbur ist sie gesprächiger. Sie schildert, wie die Lemuren
quasi in den Hungerstreik traten, wie sie zu mir kam und welche
Tipps ich ihr gab. Begeistert erzählt sie, dass die Lemuren in dem
Moment, wo sie erfuhren, dass Mara für sie kämpft, die Nahrung
annahmen und sogar anfingen, miteinander zu spielen. Sie erzählt
von dem Pflänzchen für Kaja. Und sie meint, dass ja schon der Hunde-
führerschein beweise, dass diese Tiere und ihr Mensch einander ergänzen.

Vom Hundeführerschein wusste die Richterin bisher nichts.
Fast widerwillig kramt Wilbur mein Foto von der Hundeschule
aus dem Ordner und reicht es ihr.
»So etwas ist nur für Hunde erforderlich«, staunt sie. »Es gibt
keine rechtliche Grundlage, diese Prüfung zu fordern.«
»Wir haben das nicht angeführt, weil für die Frage des Eigentums
ein Wohlverhalten der Tiere irrelevant ist«, versichert Wilbur.

»So ist es«, stimmt sie zu. Sie zögert und überlegt. »Trotzdem
sehr ungewöhnlich. Das Gericht hält es für nötig, die Streitsache
in Augenschein zu nehmen. Es wird hiermit angeordnet, die Tiere
zum morgigen dritten Verhandlungstag vorzuführen. Für heute
ist die Verhandlung geschlossen.«

Mist, nun muss ich noch einen Tag warten. Aber Wilbur grinst so
süffisant, dass ich denke, es läuft genau so, wie er es haben wollte.

[/b]

[wällerplaymosammler]

Ohhhh!

Wenn die Richterin die Kiki's sieht, dann geht der bestimmt das Herz auf!

Und der Fall ist dann gegessen!