Ursid ist mit der Statue verschwunden. Martha werkelt im
Haus. Ich hocke in meinem Terrarium und fühle mich ziemlich
verlassen. Die Lebenserwartung einer Ratte ist ja nicht sehr
hoch. Warten auf bessere Zeiten ist da nicht wirklich eine Option,
finde ich. Später höre ich, wie Keiki und Kiki sich anschreien und
bald danach kommt ein ziemlich wütender Kiki zu mir.
»Fiep?«
Er reagiert nicht.
Es dauert nicht lange, bis Martha auf den Dachboden kommt.
»Kiki, sei nicht traurig«, versucht sie, den Kleinen zu trösten.
»Schau, ich habe dir Kakao und was Süßes gebracht. Und
Salat für deinen kleinen Freund.«
»Ki Ki«, lehnt der Kleine jede Aufmunterung ab.
»Keiki ist eine Mama«, fährt Martha unbeirrt fort. »Jede
Mama muss und will ihre Kinder beschützen. Sie will sie
noch nicht aus dem Nest lassen.«
Ich glaube zu verstehen. Kiki wollte wohl die Jungen nach
unten bringen, vielleicht sogar zu mir. Und Keiki hat ihn
deshalb rausgeschmissen. Armer Kerl. Kiki greift dann
doch nach dem Kakao, nachdem er mir den Salat gab.
»Ki Ki?«
»Naja, ich weiß ja nicht so genau, was du mir erzählen willst«,
gibt Martha zu. »Aber das wird bestimmt alles wieder gut.«
Martha bleibt recht lange.
Sie erreicht es tatsächlich, dass Kiki irgendwie getröstet wirkt.
»Ich muss so langsam nach Hause«, erklärt Martha. »Du bist
jetzt einfach ein bisschen geduldig, ja? Deine Kleinen werden
schon noch erwachsen. Einem Papa geht das nie schnell genug.
Und einer Mama immer zu schnell. Verhindern könnt ihr es beide nicht.«
Der Ehekrach zwischen den Kikis ist wohl wirklich heftig.
Der Kleine versucht nicht, sich mit Keiki auszusöhnen.
Sie hat ihm wohl sehr deutlich klar gemacht, dass sie ihn
vorläufig nicht sehen will. Kiki bleibt bei mir.
»Du wolltest diesen Zaubertanz mit Keiki und deinen Kleinen
machen, nicht wahr?«, frage ich. Er nickt. »Wie groß sind sie
denn schon? Ich habe sie ja noch nicht einmal gesehen.«
»Ki Ki«, antwortet er und hebt die Arme.
»So groß wohl doch nicht«, muss ich schmunzeln. »Ich fürchte,
auf den Tanz werde ich noch lange warten müssen.«
So eine Stunde ist leider sehr, sehr kurz. Aber auch als Ratte
bleibe ich für Kiki ein Freund. Und heute schläft er sogar bei mir.
Kiki legt sich auf mein Strohbett. Und ich kuschle mich an meinen
riesengroßen blauen Freund und bin so froh, dass er da ist.
Ich hoffe nur, dass Keiki sich morgen versöhnlich zeigt.