Die Bilder-Edda

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Ischade
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Ischade » Montag 21. Dezember 2015, 19:26

Nein, das stimmt nicht. Ich bin ehrlich gespannt auf jeden Teil der Edda, den Du hier einstellst! :blume
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Mara
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Mittwoch 23. Dezember 2015, 09:25

Skadi

Skadi ist eine prachtvolle Riesin: stark, wild, leidenschaftlich. Den Tod ihres Vaters
Thiazi will sie nicht einfach hinnehmen. Sie sinnt auf Rache und Vergeltung. So
erscheint sie, in schwerer Rüstung und voll bewaffnet, vor Asgards Toren. Sie führt
kein Heer mit sich, doch unzweifelhaft steht ein solches bereit, um auf ihren Befehl
hin anzugreifen. Lautstark verlangt sie Einlass.
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Odin fragt, was sie will.
»Ich fordere Sühne für den Tod meines Vaters, des Bergriesen Thiazi«, erklärt sie mit lauter Stimme.
Sie erhält Zugang und betritt das Idafeld, wo die Asen sie neugierig mustern.
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Sie schaut die Asen der Reihe nach an. Bei Balders Anblick leuchten ihre Augen kurz auf.
Odin will nun wissen, wie sie sich diese Sühne vorstellt. Nach geltendem Recht hat sie Anspruch darauf.
»Ich fordere einen Asen zum Gemahl«, erklärt sie nach langer Pause, ohne dabei den Blick von
Balder zu wenden. »Wenn ihr mich versöhnen wollt, müsst ihr mich darüber hinaus zum Lachen
bringen. Gelingt dies, ist die Buße angenommen.«
Odin zögert nur kurz, ehe er zustimmt:
»Dann wähle deinen Gemahl«, gibt er ihr nach. »Doch du sollst ihn nur an seinen Füßen erkennen dürfen.«
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Wenig später führen die Asen Skadi in die Halle Gladsheim, wo hinter einem Vorhang die unver-
mählten Männer stehen. Nur der Blick auf ihre Füße ist frei. Skadi geht die Reihen ab. Sie betrachtet
die nackten Füße der Männer, um ihren Bußgemahl zu wählen. Schließlich entscheidet sie sich.
»Diesen wähle ich«, erklärt sie. »Balder ist ohne fehl.«
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Odin selbst zieht den Vorhang zurück. Sie steht nicht vor Balder, wie sie erhofft. Vor ihr steht
Njörd aus Noatun, Freyrs Vater. Doch die Wahl ist getroffen und Skadi kann nicht mehr zurück.
»Sobald ich lache«, verspricht sie enttäuscht und grimmig, »kann die Vermählung stattfinden.«
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Auf dem Idafeld geben sich die Assen dann alle Mühe, die Riesin zu erweichen. Doch alle
Späße und Scherze entlocken ihr nicht einmal ein Lächeln. Bragis feine Spottlieder er-
scheinen ihr hohl, die Schaukämpfe und sonstigen Darbietungen der anderen langweilig.
06.jpg
Man hört nicht auf, zu spielen, weil man alt wird - man wird alt, weil man aufhört, zu spielen.

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Mara
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Mittwoch 23. Dezember 2015, 09:29

Loki weiß, dass die Riesen eher auf drastischere Scherze stehen. Er hat eine Idee.
In der Nähe läuft ein Ziegenbock herum. Den nimmt er und bindet ein Seil fest um
dessen Bart. Das andere Ende befestigt er zwischen seinen Lenden. Das gibt nun
ein Geziehe und Gezerre zwischen den Beiden. Der derbe Spaß interessiert Skadi,
doch sie lächelt nicht einmal. Sie will einfach nicht Lachen.
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Wütend rennt der Bock nun gegen Loki, der versucht, beiseite zu springen und dabei ins
Straucheln gerät. Er landet direkt auf Skadis Schoß.
»Rette mich«, fleht er gespielt verzweifelt, »es wäre doch schade um meine Manneskraft.«
Und da endlich lacht sie. Skadi lacht wider Willen, aber aus vollstem Herzen.
Loki löst sich von ihr und dem Strick. Skadi lacht immer noch. Ganz Asgard lacht.
Aber insgeheim atmen sie alle auf, weil Skadi endlich zufrieden gestellt wurde.
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Odin wirft als Hochzeitsgeschenk für Skadi die Augen des Thiazi an den Himmel, wo sie für
immer als Zwillings-Sterne leuchten werden. Njörd und Skadi vermählen sich.

Doch es wird keine glückliche Ehe. Skadi versuchte, mit Njörd in Noatun zu leben, doch sie
als Bergriesin ertrug das ewige Geschrei der Möwen einfach nicht. Also zog Njörd mit ihr in
ihr Reich. Doch das Geheul der Wölfe in den Bergen raubte ihm den Schlaf.
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Neun Nächte litt sie in Noatun, neun Nächte er in den Bergen. Dann sahen sie beide ein,
dass ihre Ehe gescheitert war und sie sich trennen sollten.
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So ganz traurig ist Skadi deshalb aber nicht. Sie gilt nun weiterhin als Asin. Die Menschen
verehren sie als Skigöttin und Wintergöttin, die mit dem Bogen meisterlich umgehen kann.
Und da ist schließlich noch Uller, Sifs Sohn, Thors Ziehsohn.
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Uller ist ebenfalls ein Skigott, ein Wintergott und ein hervorragender Bogenschütze.
Man sagt, die Beiden haben Gefallen aneinander gefunden.
Man hört nicht auf, zu spielen, weil man alt wird - man wird alt, weil man aufhört, zu spielen.

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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Ischade » Mittwoch 23. Dezember 2015, 09:45

Wieder einmal sehr schön erzählt.. Ich danke Dir. :blume
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Artona » Mittwoch 23. Dezember 2015, 11:46

:kicher :kicher :kicher
Füße sind eineutig kein gutes Kriterium, um sich einen Ehepartner zu wählen. Also, Mädels, denkt daran vor dem nächsten Schuhekauf. :pfeif Lenkt die Aufmerksamkeit der möglichen Partner lieber woandershin! :kicher
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Mittwoch 23. Dezember 2015, 12:49

Artona hat geschrieben: Füße sind eindeutig kein gutes Kriterium, um sich einen Ehepartner zu wählen.
Das darf man so nicht sagen, finde ich. So mancher Frau wäre einiges erspart geblieben hätte sie auf die Füße des erwählten mehr geachtet als auf seine Schmeicheleien :kicher

Füße sind immerhin das, was uns mit der Erdenergie verbindet.
Wir gehen durchs Leben, leben auf großem Fuß oder kämpfen uns Schritt für Schritt vorwärts. Gut, wenn man geerdet bleibt und den festen Stand nicht verliert. Die Fußreflexzonen beeinflussen den ganzen Körper. Füße stehen für Verwurzelung und Fortschritt und Stehvermögen. Vielleicht sollten wir unseren Füßen doch ein wenig mehr Aufmerksamkeit schenken :gruebel
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Freitag 25. Dezember 2015, 19:43

Der Nibelungenring

Wieder einmal wandern Odin, Hönir und Loki gemeinsam durch Midgard. Sie
folgen einem schmalen Flusslauf. Das Land hier ist reich und fruchtbar.
Nach einiger Zeit verspüren sie Hunger.
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Loki sieht einen Fischotter, der einen fetten Lachs gefangen hat. Rasch greift er
nach einem Stein und schleudert ihn.Er freut sich, mit einem Wurf Otter und
Lachs erbeutet zu haben. Das gibt ein vortreffliches Mahl.
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Sie gelangen zu einem einsam stehenden Haus und bitten um Quartier. Bewirten
muss man sie nicht. Sie haben Nahrung dabei. Es reicht auch für die Gastgeber,
die sie gerne einladen wollen.
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Doch kaum, dass sie die Beute auspacken, ertönt lautes Wehgeschrei. Der Alte, Hreidmar,
ruft seine Söhne Regin und Fafnir herbei, die mit gezogenen Waffen gelaufen kommen.
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Hreidmar und seine Söhne sind durchaus zauberkundig. Sie überwältigen die Wanderer.
»Ihr habt meinen Sohn Otr getötet«, klagt er.
»Wir konnten nicht ahnen, dass der Otter dein Sohn ist«, versucht Odin, ihn zu beruhigen.
»Natürlich bedauern wir deinen Verlust. Du hast mein Wort, dass wir die Blutschuld durch
Gold tilgen werden.«
Regin und Fafnir inzwischen häuten den Otter. Der Vater nimmt den Balg und verlangt,
er solle inwendig völlig mit rotem Gold gefüllt werden. Ferner müsse er auch auswendig
von Gold umhüllt sei. Wenn sie das bieten können, will er Frieden geben.
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Loki soll das Gold besorgen. Odin und Hönir werden als Geiseln bewacht. Kehrt Loki
nicht zurück, will Hreidmar die Geiseln töten.
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Loki begibt sich nach Schwarzalbenheim. Hreidmar will rotes Gold. Das gibt es nur hier,
nicht in Asgard, wo Gold ansonsten reichlich vorhanden ist. Er hörte von dem verfluchten
Zwerg Andvari, dem die Nornen ins Schicksal woben, einen Teil seiner Tage als Hecht
verbringen zu müssen. Dieser Zwerg soll mehr Gold besitzen als alle anderen. Loki findet
den tiefen Teich mit dem Hecht. Er wartet.
09a.jpg

Irgendwann kommt der Hecht unvorsichtigerweise dem Ufer nahe. Lokis Hand schnellt nach
vorne. Er packt den Fisch und hebt ihn hoch. Als Hecht kann er an der Luft nicht atmen und
unter diesem harten Griff ist es unmöglich, die Gestalt zu wandeln. Keuchend jammert er
um sein Leben.
»Ich will all das rote Gold, das du gehortet hast!«
Er verspricht es, japsend nach Luft.
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Freitag 25. Dezember 2015, 19:47

Da wirft ihn Loki an Land, wo er seine Zwergengestalt annehmen kann. Er schimpft und
tobt, doch er führt Loki zu dem Stein, wo er lebt, und holt von dort alles Gold hervor.
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Einen Goldring versucht der Zwerg, zu verbergen.
»Alles Gold war der Lösepreis«, erinnert Loki. »Gib den Ring.«
»Bitte nicht. Lass ihn mir. Er kann mir meinen Reichtum neu vermehren und aufbauen.«
»Nichts behältst du zurück«, bleibt Loki stur und entreißt ihm den Ring.
Andvari ist wütend.
»Dann höre meinen Fluch«, schreit er, »denn jeder, der den Ring besitzt, soll durch ihn zu Tode kommen.«
»Das kommt mir gelegen«, erwidert Loki gelassen, den Ring einsteckend, »denn der, der ihn
besitzen wird, hat den Tod verdient.«
»Dann sage ihm, was ich entschied. Brüder werden sich töten für den Ring, Edle in Streit
geraten. Niemandem wird mein Schatz etwas nützen.«
Loki ist das egal. Er will das Gold ja nicht behalten. Er nimmt die Beute und macht sich auf den Weg.
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Odin findet den Ring schön. Er nimmt ihn heimlich an sich; Hreidmar kann es nicht sehen.
Hreidmar beginnt, den Balg des Otters mit rotem Gold zu füllen und stopft so dicht, wie
er es eben vermag. Danach stellt er ihn auf und verlangt, dass er nun unter Gold begra-
ben werde und dann kein Teil des Otters mehr durchscheinen dürfe.
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Als diese Aufgabe erfüllt ist, fordert Odin den Hreidmar auf, das Werk zu prüfen und sie
endlich freizugeben. Der alte Zauberer kontrolliert sehr genau.
18.JPG

Triumphierend deutet er auf ein einzelnes Barthaar des Otters, das nicht von Gold bedeckt ist.
»Damit ist unser Vertrag hinfällig«, stellt er voll Schadenfreude fest.
Odin seufzt. Unwillig nimmt er den Ring und bedeckt mit ihm das Haar.
21a.JPG

Nun ist die Buße erfüllt und das Wergeld bezahlt. Die Götter verlassen eilig diesen Ort.
Für sie ging die Sache gerade noch gut aus.
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Freitag 25. Dezember 2015, 19:49

Nachdem die Götterr den Ort verließen, verlangten die Söhne Fafnir und Regin
ihren Anteil am Schatz, doch ihr Vater gab ihnen nichts davon ab.
Da kamen sie überein, den Vater zu töten.
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Regin erschlug Hreidmar. Fafnir nahm daraufhin Waffe und Helm des Vaters und
bedrohte den Bruder und schlug ihn in die Flucht.
24.JPG

Da er dessen Rückkehr und Rache fürchtete, nahm er alles Gold und zog sich zur
Gnitaheide zurück, wo er den Schatz in einer Höhle barg. Dort ruht er, in Gestalt
einer übergroßen Schlange und hütet den Hort.
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Der Fluch des Ringes besteht weiterhin. Irgendwann wird ein Mensch, Siegfried ist sein
Name, den Drachen Fafnir erschlagen und den Fluch auf seine eigenen Schultern laden.
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Montag 28. Dezember 2015, 12:23

Geirrödsgard

Manchmal ist Loki einfach langweilig. Dann wandelt er sich in einen Falken und
fliegt über die Welten. So gelangt er eines Tages nach Jötunheim und dort zur
Burg Geirrödsgard. Er landet am Fenster und lauscht den dort versammelten Jöten.
Sie rühmen sich ihrer Taten, wie sie Leid über Midgard bringen. Sie spotten Thors,
der ja nicht immer rechtzeitig von den Menschen zu Hilfe gerufen wird. Aber sie
fürchten Mjölnir und meinen, ohne den Hammer sei Thor nichts wert. Einzelne
prahlen damit, keinen der Götter zu fürchten.

Inzwischen sieht Geirröd den Falken und befiehlt einem seiner Leute, ihn zu fangen.
Der Riese scheint ein rechter Tölpel zu sein. Wenn er zum Fenster kommt, fliegt Loki
kurz auf, und sobald er sich umwendet, landet er wieder. Lange geht das so. Schließlich
klettert der Jöte außen die Wand hinauf bis aufs Dach. Loki will eben wegfliegen, da
merkt er, dass die Riesen ihr Dach mit Pech abdichteten, an dem er nun klebt.
So wurde er gefangen.
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Geirröd, dem die Halle gehört, kommt herbei.
»Das ist kein Vogel«, sagt er endlich voll Argwohn. »Das ist ein Mann. Wer bist du?«
Die Riesen umher sind alle verstummt. Neugierig schieben sie sich näher.
Geirröd wiederholt seine Frage. Loki schweigt.
»Dann sperrt ihn ein«, befiehlt der Riese. »Ein paar Tage Hunger und durst lösen jede Zunge.«
Geirröds Töchter Gneip und Gialp bringen eine kleine Kiste herbei, in die Loki eingeschlossen wird.
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Nach Tagen fragt Geirröd wieder, wer der Falke sei. Loki schweigt.
Und so schließt sich der Deckel wieder über ihm.
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Nach drei Monaten ist er mürbe. Als Geirröd die Kiste öffnen läßt, ist Loki besiegt.
»Nun, wer bist du?«, will er wissen.
»Ich bin Loptr Farbautison.«
Geirröd lacht, während Loki endlich die Kiste verlassen kann.
05.jpg

»Loki bist du also«, stellt er befriedigt fest, »der kleine Riese, der ein Ase sein will. Man
sagt, dass du mit Donarthor durch die Lande fährst.« Bei diesen Worten schiebt er Loki
eine große Schale mit gebratenem Fleisch und einen Becher Bier zu, damit dieser
endlich seinen Hunger stillen kann.
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»Wenn du dein Leben lösen willst, musst du mir Thor herbeischaffen«, verlangt Geirröd.
»Ohne Kraftgürtel und ohne Mjölnir.«
»Und dafür sollte dir mein Wort genügen?«, zweifelt Loki.
»Du hast Idun aus Asgard geführt, also scheint dein Wort zumindest für dich Wert zu besitzen«, ent-
gegnet der Riese gelassen. »Du bist frei, wenn du versprichst, Asathor ohne den Hammer zu mir zu bringen.«
Loki hat keine andere Wahl. Er gibt sein Wort, um weiterer Gefangenschaft zu entgehen.
Da lassen die Jöten ihn ziehen.
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Die Edda erzählt nicht, wie Loki Thor zu dieser Reise überreden konnte. Auf alle Fälle machen
die beiden sich gemeinsam auf den Weg. Sie erreichen Jötunheim und nehmen Quartier bei
der Riesin Grid. Sie heißt die Wanderer willkommen.
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Grid ist den Asen durchaus zugetan. Einst kam Odin ihr nahe. Ihr Sohn Widar lebt inzwischen in
Asgard. Natürlich will sie auch viel über ihren Jungen jetzt erfahren.
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Montag 28. Dezember 2015, 12:29

Sie bewirtet die Gäste reichlich. Als sie erfährt, wohin die Reise geht, warnt sie Thor aber,
denn Geirröd ist alles andere als freundlich. Sie rät von der weiteren Resie ab, aber davon
will Thor nichts wissen.
»Dann nimm meine Eisenhandschuhe mit dir, Odins Sohn«, sagt sie. »Und lege meinen
Kraftgürtel an, der dir gute Dienste leisten wird. Das hier ist Gridarwöl, mein Stab. Er
wird dir den Mjölnir nicht ersetzen, doch sicherlich hilfreich sein.«
10.jpg

So gerüstet machen sie sich wieder auf den Weg.
Grid wünscht ihnen viel Glück. Sie werden es wohl brauchen.
11.jpg

Sie erreichen den größten aller Flüsse, der Wimur heißt. Hier erst legt Thor den Stärkegürtel an.
»Halt dich an meinem Gürtel fest«, verlangt er von Loki, der ja viel kleiner ist als er. »Die
Strömung ist reißend.«
Er braucht jetzt Grids Stab, mit dem er sich gegen die Strömung stemmt, während Loki sich
an seinen Gürtel klammert und hofft, nicht fortgerissen zu werden. Sie haben den Fluss bis
zur Mitte erreicht, als er anschwillt. Das Wasser steigt Thor bis an die Schultern hinauf.
»Hör‘auf damit«, schreit Thor den Fluss an. »Je mehr du wächst, desto mehr wächst auch meine Asenkraft.«
13.jpg

Der Fluss kommt zwischen zwei hohen Bergen hervor. Als sie zu diesen schauen, erkennen sie
Gialp, Geirröds Tochter, die quer über dem Strom steht und sein Wachsen verursacht. Thor
greift einen Stein vom Flussbett und schleudert ihn auf Gialp.
»Bei der Quelle muss der Strom gestaut werden«, knurrt er wütend, als er sieht, wie sein Wurf das Ziel hart trifft.
Gialp schreit schmerzerfüllt auf und entschwindet ihren Blicken. Doch der Fluss bleibt immer noch
gefährlich. Sie haben ihn fast überquert, als ein Strudel nach ihnen greift. Im letzten Moment
gelingt es Thor, die Äste einer Eberesche zu ergreifen und sich, und damit auch Loki an Land zu
ziehen. Seither ist die Eberesche ein heiliger, dem Thor geweihter Baum.
14.jpg

Sie erreichen Gerrödsgard. Einer der Diener zeigt ihnen ein Gästezimmer, wo sie zu warten haben.
Der Raum ist bis auf einen Stuhl völlig leer. Thor setzt sich in den Stuhl. Und plötzlich wird der Stuhl
angehoben. Nicht sanft, sondern machtvoll nach oben gedrückt im Versuch, ihn an der Decke zu
zerquetschen. Er aber stößt mit Grids Stab gegen das Dach, drückt sich auf dem Stuhl abwärts.

Plötzlich knirscht und kracht es, Todesschreie ertönen. Dann ist es still. Thor springt auf. Sie sehen
nun Gneip und Gialp, Geirröds Töchter. Sie hatten sich unter dem Stuhl verborgen und Thor angehoben.
Und beiden hat er im Widerstand den Rücken gebrochen. Grimmig legt er nun die Eisenhandschuhe an,
wohl wissend, dass es zum Kampf kommen wird.
16b.JPG

Jetzt werden Loki und Thor in die große Halle geführt, wo große Feuer auf der ganzen Hallenlänge
brennen. Geirröd steht Thor mit großer Entfernung gegenüber, mustert ihn voll Verachtung. Befriedigt
sieht er, dass Thor seinen Hammer nicht mit sich führt. So geschwächt wähnt er den Asen leicht zu
besiegen. Er geht ein paar nachlässig wirkende Schritte, greift dann mit überraschender Behändigkeit
nach einer in der Glut liegenden Zange, mit der er einen glühenden Eisenkeil auf Thor schleudert. Der
kann nicht ausweichen. Thor hebt die Hand und fängt mit den Eisenhandschuhen das glühende
Geschoss in der Luft.
18.jpg

Geirröd erschrickt sichtlich. Mit einem gewaltigen Sprung versucht er, sich hinter einer der Eisensäulen
in Sicherheit zu bringen. Aber Thor hat den Keil schon geworfen und dies mit solcher Wucht, dass er
die Säule durchschlägt, Geirröd durchbohrt und sogar durch die Hallenwand fährt, bis er draußen
irgendwo in der Erde landet. Geirröd ist tot. Und damit sind auch seine Diener besiegt, die alle in
wilder Flucht ihr Heil suchen.
20.jpg

Thor verweilt nicht. Er bringt, begleitet von Loki, Grid ihre Gaben zurück und kehrt heim nach Asgard,
wo sein Platz ist.
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Donnerstag 31. Dezember 2015, 07:32

Thialfi

Thor hat seinen Wagen eingespannt und reist mit Loki durch Midgard.
Thor hält nicht viel von Pferden. Er reitet nie. Und seinen Wagen ziehen
immer noch die beiden Ziegenböcke Tanngnjostr (Zähneknisterer) und
Tanngrisnir (Zähneknirscher). Für die Menschen ist das Geräusch seines
fahrenden Wagens, dem Donnergrollen ähnlich, Zeichen, dass sie be-
schützt sind.

In Skandinavien ehren sie Thor noch heute mit dem Brauch des Julbocks,
einer Ziege aus Stroh, die zum Fest der Winter-Lichtwende aufgestellt wird.
01.JPG

Die Reisenden gelangen an ein einsam gelegenes Gehöft. Die Leute hier sind arm.
Die Wintervorräte sind aufgebraucht. Trotzdem grüßen sie freundlich die Fremden.
03.jpg

Sie bieten gerne ein Gastquartier an, das Thor und Loki dankbar annehmen. Die
Ziegen finden etwas Stroh im Stall, während die Götter mit ins Haus gehen.
04.jpg

Als sie aber sehen, wie arm die Leute sind und dass sie trotzdem den Rest ihrer
wenigen Speisen teilen wollen, geht Thor wieder hinaus.
Er geht in den Stall und schlachtet seine Böcke.
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Das ist ein Festmahl für die Menschen.Thor hat die Felle der Ziegen neben den Ofen gelegt.
»Esst, soviel ihr wollt. Doch lasst die Knochen heil und legt sie nachher auf die Felle,« sagt er.
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Sie haben so lange kein Fleisch mehr gehabt. Der kleine Sohn des Hauses, Thialfi, isst fast gierig.
Und heimlich zerbricht er dann einen der Knochen, um an das kostbare Mark zu gelangen.
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Früh am anderen Morgen geht Thor zu den Fellen und Knochen. Er hebt den Mjölnir,
um die Felle zu weihen und die Tiere neu zu beleben. Die Böcke stehen tatsächlich auf.
Doch Thor ist nicht zufrieden. Er kniet bei einem der Tiere, befühlt sein Hinterbein.
»Aufwachen«, schreit er plötzlich mit donnernder Stimme. »Wer hat meinem Bock den Knochen zertrümmert?«
Thialfi gesteht seine Untat. Zur Sühne will er Thor dienen. Und seine kleine Schwester Röskwa will das auch.
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So lassen sie die Böcke zur Pflege bei den Eltern und nehmen die Kinder mit auf eine Wanderschaft.
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Ischade » Donnerstag 31. Dezember 2015, 08:44

Über Thialfi und Röskwa gibt es übrigens einen bezaubernden kleinen Trickfilm. Walhalla :blume
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Samstag 2. Januar 2016, 18:07

Skrymir

Sie gehen ostwärts und gelangen nach Jötunheim. Der Wald ist düster, bietet keine
grüne Nahrung und auch jagdbares Wild versteckt sich. Für die Kinder ist dies ein
unheimlicher Ort. Noch wie waren sie so weit von zuhause entfernt.
Doch sie fürchten sich nicht, da sie ja nicht allein hier sind.
10.JPG

Es dunkelt inzwischen.
»Wir brauchen ein Nachtlager«, murmelt Thialfi.
Unbekümmert gehen die Götter weiter. Nun ist es richtig dunkel geworden.
Da entdeckt Thialfi eine kleine Hütte.
»Können wir nicht hier übernachten?«, bittet er.
Die Götter willigen ein. Es ist völlig dunkel nun. Man kann nichts mehr sehen.
11b.JPG

Sie lagern sich nieder, viel zu müde, um an Feuer oder Bequemlichkeit zu denken.
Zur Mitternacht aber wird ihr Schlaf jäh unterbrochen. Die Erde bebt, der Boden zittert.
Die ganze Hütte wackelt und schwankt. Thor ist schon aufgesprungen. Er ist kampfbereit,
doch es ist kein Gegner da. Rechts entdeckt er einen Anbau.
»Kommt hier hinein«, forderte er die anderen auf.
Danach setzt er sich in den Türrahmen und hält Wache. Das Lärmen nimmt nicht ab.
Thor umklammert Mjölnirs Schaft und lauert.
12.JPG

Endlich bricht der Morgen an. Thor erhebt sich, geht hinaus. Unweit entfernt liegt einer
auf dem Boden und schnarcht und schläft. Er ist ein Riese, aber selbst für dieses Geschlecht
ist er ein wahrer Hüne. Thor legt vorsorglich seinen Stärkegürtel an. Der Schläfer bemerkt
die Bewegung, springt hastig auf. Thor hält Mjölnir fest.
»Wer bist du?«, ruft er dem Riesen entgegen.
»Ich bin Skrymir«, kommt laut die Antwort. »Und ich weiß, dass du Asathor bist. Was aber
hast du mit meinem Handschuh gemacht?«
Er bückt sich, hebt den Handschuh auf. Was die Reisenden für eine Hütte hielten, ist der
Handschuh eines Riesen. Und der Anbau, in dem sie Schutz suchten, ist der Däumling
13.jpg

»Wir könnten unsere Reise gemeinsam fortsetzen«, schlägt der Riese vor.
Thor willigt ein. Skrymir lagert sich nieder, verzehrt sein mitgebrachtes Frühmahl. Und
auch die Reisenden bedienen sich ihrer mickrigen Vorräte. Als danach der Riese vorschlägt,
das Gepäck zusammen zu tun und Thor nichts dagegen hat, knüpft er alles zu einem Bündel
und schultert es selbst. Skrymir geht voran mit großem Schritt.
14.jpg

Am Abend wählt Skrymir am Fuß einer mächtigen Eiche die Lagerstatt.
Das Bündel legt er auf den Boden.
»Bereitet euch nur ein Nachtmahl zu«, lädt er die anderen ein. »Ich bin nicht hungrig.«
Er legt sich etwas entfernt nieder und wenig später schnarcht er so laut wie in der Nacht zuvor.
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Thor ergreift das Bündel. Sie haben alle Hunger. Doch es ist unglaublich.
Thor müht sich ab und es gelingt ihm nicht, auch nur einen einzigen Knoten zu
lösen, so fest schnürte der Riese das Bündel.
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Thor wird wütend. Schon greift er mit beiden Händen den Mjölnir, geht die wenigen
Schritte bis Skrymir und schlägt diesem mit all seiner Asenkraft den Hammer auf den Schädel.
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Samstag 2. Januar 2016, 18:12

Skrymir erwacht. Er schaut Thor an, ignoriert den Mjölnir dabei völlig, und fragt:
»Ist mit ein Blatt des Baumes auf den Kopf gefallen? Wie dem auch sei, wenn ihr
gegessen habt, solltet ihr ruhen.«
»Das hatten wir soeben vor«, brummt Thor, um seine Fassung bemüht.
18.jpg

Thor ist immer noch wütend. Und es fällt ihm nicht leicht, die Wut zu unterdrücken.
Als gegen Mitternacht Skrymir aber tief schläft und so laut schnarcht, dass es im
ganzen Wald widerhallt, geht er wieder zu ihm. Er schwingt Mjölnir wie nie zuvor.
Hart trifft der Hammer Skrymirs Wirbel; dringt tief ein in den Leib.
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Skrymir schlägt die Augen auf. Wieder übersieht er bewusst den Hammer.
»Was war das denn, Thor? Fiel mir eine Eichel auf den Kopf?«
»Keine Ahnung«, brummt der, »ich bin eben erst aufgewacht. Aber es ist
mitten in der Nacht. Wir sollten noch schlafen.«
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Thor wartet. Einen dritten Hieb wird dieser Riese nicht überstehen. In der
Morgendämmerung endlich schnarcht Skrymir wieder. Und Thor geht noch
einmal zu ihm, hebt Mjölnir und schlägt den Riesen so heftig auf die Schläfe,
dass der Hammer fast gänzlich im Schädel versinkt. Thor springt zurück.
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Skrymir streicht sich über die Wange.
»Da sind wohl Vögel im Baum und scheißen mir ins Gesicht«, brummt er.
Er erhebt sich. »Seid ihr wach? Dann steht auf. Unsere Wege trennen sich
nun, denn ich ziehe nordwärts zu den Bergen. Ihr solltet umkehren.«
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»Warum? Wohin führt dieser Pfad, der dort nach Osten geht?«, erwidert Thor, der
eine Trennung von diesem Riesen begrüßt.
»Dort geht es zur Burg Utgard«, gibt Skrymir bereitwillig Auskunft. »Ihr habt euch
schon über meine Größe gewundert. Dort würdet ihr größere Leute sehen.«
»Wer herrscht über diese Burg?«
»Man nennt ihn Utgardloki. Er und seine Hofleute haben etwas gegen überhebliche
Besucher, die in falschem Stolz wähnen, ungesühnt kränken zu können. Wenn ihr
meinen Rat annehmen wollt: Geht zurück in eure Welt..«
Skrymir bückt sich, hebt das Bündel auf und schultert es.
Er nickt ihnen grüßend zu, ehe er den Weg aufnimmt.
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Sie atmen auf, als Skrymir ihrem Blick entschwindet,
»Er hat unser Gepäck mitgenommen«, murmelt Thialfi verstört.
»Das ist unwichtig«, entscheidet Thor. »Was immer hier alles geschah, es ist weder
rühmlich noch erklärbar. Wir sollten wirklich nach Hause gehen.«
»Aber das ist weit«, vermutet Thialfi ganz richtig. »Wir haben keine Vorräte mehr.«
»Womöglich können wir in der Burg unsere Vorräte ersetzen«, sagt Thor
schließlich. »Es ist wohl nur ein kleiner Umweg.«
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Und so schlagen sie den Weg nach Osten ein, nicht ahnend, was sie in jener Burg erwarten wird.
Man hört nicht auf, zu spielen, weil man alt wird - man wird alt, weil man aufhört, zu spielen.

Mein Playmo-Tagebuch
Kikimania
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