Die Bilder-Edda

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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Mittwoch 6. Januar 2016, 09:10

Utgardloki

Der Weg ist nicht weit. Es dauert nicht lange, bis die Wanderer auf einer Ebene Burg
Utgard aufragen sehen. Und es ist eine gewaltige Burg, viel größer als erwartet. Das
vergitterte Tor ist verschlossen. Niemand ist im Burghof zu sehen.
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Schließlich zwängen sie sich durch die Gitterstäbe hindurch. Dann stehen sie im Burghof
und schauen sich um. Noch immer zeigt sich keiner der Bewohner. Thor deutet auf eine
Halle, deren Tor weit geöffnet ist. Dorthin gehen sie, treten nach kurzem Zögern ein.
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Auf zwei langen Bänken sitzen eine Menge Jöten, einer größer als der andere. Ganz am
anderen Ende der Halle sitzt, leicht erhöht, ihr Herr. Das also muss Utgardloki sein. Thor
grüßt den Herrn der Burg, ehe er seine Reisegefährten vorstellt.
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»Und was sind eure besonderen Fertigkeiten?«, antwortet Utgardloki belustigt. »Hier ist
keiner, der nicht eine besondere Kunst versteht. Und hier hat keiner Gastrecht, der sich
nicht durch irgendein Geschick vor allen anderen auszuzeichnen vermag.«
Loki hat Hunger und vermutlich keine Lust auf langes Geplänkel. Darum sagt er:
»Wenn es um Künste geht, dann bin ich bereit, die meine zu zeigen. Hier ist wohl keiner,
der schneller als ich zu Essen vermag.«
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Die Jöten lachen und es klingt wie Donner in der Halle, bis Utgardloki sie mit einer
Handbewegung verstummen heißt.
»Nun, das ist eine seltsame Kunst«, erklärt der Jöte amüsiert. »Aber eine Kunst
ist es allemal. Logi, tritt hervor.«
Der so Angerufene erhebt sich. Einige Jöten bringen einen langen Trog herbei, füllen
ihn mit gebratenem und gesottenem Fleisch bis obenhin. Logi geht an das eine Ende,
Loki an das andere. Und dann greifen sie zu.
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Sie essen, so schnell und soviel sie vermögen. Die Jöten ringsum feuern Logi an. Endlich
hat Loki das Fleisch in seiner Hälfte des Troges von den Knochen abgegessen. Er ist satt.
Er sieht auf und geradewegs in Logis grinsendes Gesicht, das nahe vor ihm ist. Der hat
nicht nur das Fleisch verzehrt, sondern ebenso alle Knochen und den Trog gleich mit dazu.
»Dieses Spiel hast du verloren, Loptr«, urteilt Utgardloki voll Heiterkeit. »Und was ist
deine Kunst, der du dich Thialfi nennst?«
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»Ich bin schnell«, antwortet Thialfi selbstbewusst. »Wenn also einer hier mit mir um
die Wette laufen will, so bin ich bereit dazu.«
»Das ist eine gute Kunst, wenn du sie denn wirklich beherrschst. Wir wollen sehen, ob
du so hurtig bist, wie du wähnst«, stimmt der Jötenherrscher zu.
Er erhebt sich und geht hinaus. Alle anderen folgen ihm. Auf dem Feld vor der Burg ist
eine Rennbahn zu sehen. Utgardloki ruft einen jungen Burschen herbei, der Hugi genannt
wird, und bestimmt ihn zu Thialfis Gegner. Sie sollen drei Mal gegeneinander laufen.
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Thialfi rennt. Aber Hugi ist schneller. Er erreicht das Ende der Bahn, kehrt um und läuft
Thialfi entgegen, wobei er ihm frech ins Gesicht lacht.
»Wenn du gewinnen willst, Thialfi, musst du dich mehr anstrengen«, rät Utgardloki nach dem
Lauf. Ich gebe aber zu, dass bisher noch niemand hierher kam, der leichtfüßiger lief als du.«
Der zweite Lauf endet ähnlich, obwohl Thialfi, angestachelt durch die Anerkennung, wirklich das Letzte gibt.
»Ein guter Lauf«, lobt der Jöte wieder, »aber ich glaube nicht mehr, dass du gewinnen kannst.
Die dritte Runde wird es zeigen.«
Thialfis Atem geht schon schwer. Er hat keine Chance. Aber er gibt nicht auf. Sie laufen also ein
drittes Mal. Als Hugi das Ende der Bahn erreicht hat, liegt die halbe Strecke noch vor Thialfi.
»Es ist genug.« Urgardloki bricht das Rennen ab. »Tapfer gelaufen, doch sicher nicht schnell genug.
Gehen wir wieder hinein in die Halle.«
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Mittwoch 6. Januar 2016, 09:17

In der Halle nehmen alle ihre vorigen Plätze wieder ein. Nun ist Thor an der Reihe, sich zu beweisen.
»Wir haben viel von deinen Taten gehört und sind gespannt, zu sehen, ob du den Ruhm verdienst,
den man dir gibt«, sagt der Herrscher hier.
»Nun, wenn es so ist, dann möchte ich mich im Trinken messen«, erwidert der Ase.
Der Riese lacht leise auf, ruft seinen Mundschenk.
»Bringe uns das Horn, aus dem wir alle gern trinken«, verlangt er, kehrt zurück und erklärt: »Wenn
du das Horn auf einen Zug leerst, bist du gut. Manche brauchen zwei Versuche dazu. Im dritten
Schluck kann es jeder leeren.«
Das Horn wurde gebracht. Thor mustert es nur kurz. Es ist nicht sehr groß, aber wohl ungewöhnlich
lange. Er ist sehr durstig. Thor trinkt. Er hat einen wahrhaft guten Zug. Als ihm der Atem ausgeht,
setzt er das Horn ab und schaut hinein. Es fehlt nur wenig des Inhalts.
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Utgardloki spottet:
»Ich hätte es nie geglaubt, wenn mir jemand erzählen wollte, dass Asathor kein besserer Trinker
ist. Beim zweiten Zug wird es dir dann wohl gelingen.«
Thor würdigt ihn keiner Antwort, als er das Horn erneut ansetzt. Er gibt sich alle Mühe, doch das
Ende des Horns hebt sich kaum an. Als er absetzt, hat er den Eindruck, weniger getrunken zu haben
als beim ersten Versuch. Aber immerhin ist das Horn nicht mehr randvoll. Der Jöte spottet wieder:
»Bist du dir zu fein, etwas mehr zu trinken, als dir gut tut? Wenn du das Horn mit dem dritten
Trunk leeren willst, musst du dich noch mehr anstrengen. Aber nicht einmal dann sind wir beeindruckt.
Du magst bei den Asen ein großer Mann sein. Hier musst du dich erst beweisen.«
Thor wird wütend. Doch er beherrscht seinen Zorn und setzt erneut das Horn an seinen Mund. Er
trinkt wie nie zuvor. Er setzt erst ab, als er wirklich nicht mehr kann.
»Deine Macht ist wirklich nicht sehr groß«, spöttelt der Jötenherrscher.
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»Dann will ich mich in anderen Spielen beweisen«, schlägt Thor vor. »In Asgard zumindest würde
niemand einen solchen Trunk klein nennen. Nun, welches Spiel schlägst du mir vor?«
Herausfordernd schaut er Utgardloki an, der kurz zu überlegen scheint.
»Nun ja«, meint er dann etwas geringschätzig, »nachdem ich nun sah, dass der mächtige
Asathor doch nicht so viel vermag, wie man sich erzählt, wähle ich ein einfacheres Spiel.
Die jungen Burschen hier machen sich einen Spaß daraus, meine Katze dort vom Boden
zu heben. Meinst du, du schaffst das auch?«
Thor knurrt einen unverständlichen Laut, denn diese Herausforderung ist eher eine Beleidigung
denn eine Aufgabe. Utgardlokis Katze ist grau und sie groß, wenngleich nicht riesig.
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Sie kommt jetzt aus ihrer Ecke heran, streicht Thor um die Füße, reibt sich an ihnen. Sie ist
zutraulich und verschmust. Freyja, die Katzen sehr liebt, hätte ihre Freude an ihr. Thor bückt
sich und fasst die Katze mit einer Hand unter dem Bauch. Doch als er sie anhebt, krümmt sie
den Rücken und macht sich lang. Da nimmt er beide Hände und stemmt das Tier weit über
sein Haupt hinauf. Die Katze lässt es sich gefallen, nimmt aber die Pfoten nicht vom Boden.
Thor reckt sich. Da verliert die Katze mit einer Pfote den Bodenkontakt. Doch weiter hinauf
kann Thor sie nicht mehr heben. Er setzt sie fast behutsam ab,.
»Das habe ich erwartet«, höhnt Utgardloki, »die Katze ist ziemlich groß und du bist ziemlich
klein und kurz neben meinen Leuten.«
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»Du nennst mich klein?« Thor ist von mühsam beherrschtem Zorn erfüllt. Nie zuvor ließ
er sich so verspotten. »Dann gib mir einen Gegner, mit dem ich ringen kann. Ich bin jetzt
zornig und will mich schlagen.«
Utgardloki mustert seine Leute, als suche er einen Gegner. Schließlich meint er gelassen:
»Jedem Einzelnen hier würde ein Ringkampf mit dir wie ein Kinderspiel erscheinen. Aber
es sei. Ruft meine alte Amme Elli herbei. Mit der magst du ringen, Asathor. Sie hat schon
Stärkere als dich niedergeworfen,«
Ehe Thor seinen Zorn ausleben kann, betritt eine alte, grauhaarige Frau die Halle, die
Utgardloki sofort auffordert, sich mit Thor im Kampf zu messen. Thor will sie einfach
hochheben und wegstellen, doch die Alte steht fest.
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Schließlich kommt es doch zum harten Ringkampf, der allerdings nicht sehr lange währt.
Thor geht im Kampf auf die Knie. In diesem Moment springt Utgardloki herbei und beendet
den Kampf, um Thor weitere Beschämung zu ersparen - oder auch, um seinen Asenzorn
nicht weiter zu reizen.
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»Es sind keine weiteren Kämpfe und Spiele mehr nötig«, entscheidet er, scheucht ein paar
seiner Leute von ihren Sitzen und bittet die Gäste, Platz zu nehmen. Inzwischen ist es ohnehin
Abend. Die Jöten bewirten sie reichlich. Später erhalten sie großzügiges und geräumiges Nachtquartier.
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Mittwoch 6. Januar 2016, 09:21

Nach dem Frühmahl begleitet Uthardloki die Reisenden hinaus ins Freie.
»Nun sage mir, Asathor«, fragt der Jöte und dieses Mal klingt in seiner Stimme wirklich kein Spott,
»wie gefiel dir die Reise in mein Reich? Siehst du ein, einen Mächtigeren denn dich getroffen zu haben?«
»Unsere Begegnung hat mir keine Ehre gemacht«, antwortet Thor da ehrlich. »Was mich aber am
meisten ärgert, das ist, dass ihr mich für völlig unbedeutend erachtet.«
Utgardloki lächelt freundlich.
»Nachdem du meine Burg nun wieder verlassen hast - und ich schwöre dir, dass du sie nie wieder betreten
wirst - will ich dir die Wahrheit sagen. Du bist nicht unbedeutend, Asathor. Hätte ich geahnt, wie stark du
wirklich bist, wärest du niemals zu uns gelangt. Mit deiner Kraft hast du uns alle fast ins Unglück gestützt.«
»Wovon sprichst du?«
»Von Blendwerk, das dich in die Irre führte von Anfang an.« Er lacht leise. »Auf dem Weg hierher seid ihr
mir als Skrymir begegnet. Dass du euer Speisebündel nicht öffnen konntest, lag einfach daran, dass ich es
mit Eisenbändern verschloss. Aber das konntest du nicht sehen.«
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»Ich habe dir fast den Kopf zertrümmert.«
»Wobei der erste Schlag noch der sanfteste gewesen ist.« Der Riese schmunzelt. »Trotzdem wäre
er mein Tod gewesen, wenn er denn getroffen hätte.«
»Ich treffe immer«, murrt Thor beleidigt.
»Hast du den Felsblock bei meiner Halle gesehen? Der hat jetzt vier tiefe Täler, denn ich hielt ihn mir
zum Schütz über den Kopf, so dass dein Hammer nur auf Stein treffen konnte.Du hast es nur nicht gesehen.«
»So waren auch die Spiele Blendwerk?«
»So ist es. Dein Kamerad aß stark und schnell, doch sein Gegner Logi war das Wildfeuer, das alles verzehrt -
Fleisch, Knochen und Trog. Er konnte nicht gewinnen. Hugi, mit dem Thialfi um die Wette lief, ist mein
Gedanke. Niemand kann es mit der Geschwindigkeit eines Gedankens aufnehmen.«
»So ist es wohl. Und welches Blendwerk war das Horn?«
»Oh, das war nur ein Horn.« Er lacht, ehe er anfügt: »Das andere Ende des Hornes liegt allerdings im
Meer, das du ja bald erreichen wirst. Du wirst staunen, wie wenig Wasser es jetzt noch führt.«
Thor umklammert heimlich den Mjölnir.
»Die Katze?«, will er fordernd wissen.
»Wir erschraken alle, als wir sahen, wie sie einen Fuß vom Boden nahm. Denn es war keine Katze. Das war
in Wirklichkeit die Midgardschlange. Und dein Kampf mit Elli war ein Wunder für uns alle. Sie hat dich auf die
Knie gedrückt - doch sie ist das Alter, das niemand überwinden kann und dem jeder unterliegen muss. Nun
also hast du deine Ehre wieder.«
»Wenn mir je wieder jemand sagt, dass Jöten nicht zauberkundig seien, haue ich ihm aufs Maul«, knurrt Thor da.
Utgardloki lacht leise auf bei diesen Worten.
»Unsere Wege trennen sich hier«, entscheidet er dann. »Kommt nicht wieder in mein Reich; das ist unser
beider Bestes. Ich würde im andern Fall jederzeit wieder meine Burg und die meinen durch Täuschungen
zu schützen wissen, die du nicht zu durchschauen vermagst.«
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Das klingt wie eine Drohung, soll es wohl auch sein. Thor hebt den Hammer. Er will die Sache
jetzt und hier beenden. Doch als er zuschlagen will, ist der Jöte verschwunden.
»Dann werde ich eben diese Burg zerlegen«, knurrt Thor und wendet sich um.
Doch hinter ihnen liegt keine Burg mehr. Sie sehen weites Feld, auf dem es blüht. Es ist ein
so friedlicher Anblick, wie er kaum nach Jötunheim passen will.
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In Midgard holen sie den Wagen und die Böcke. Da Thialfi und Röskwa unbedingt bei Thor
bleiben wollen, nehmen sie die beiden mit.
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Ischade » Mittwoch 6. Januar 2016, 23:23

Die Burg hab ich auch noch hier umzustehen und die taucht auch auf einigen meiner ersten Bilder hier auf. :kicher Dauert eben, bis man seine erste echte Playmobilburg hat... :pfeif

Sieht aber trotzdem gut aus!
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Donnerstag 7. Januar 2016, 07:05

Ja, "richtige" Burg (von Playmo) hatte ich damals noch nicht, wollte ich auch nie und war immer viel zu teuer :kicher
Diese hab ich immer noch - wer weiß, wozu sie noch taugen kann.
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Montag 11. Januar 2016, 17:13

Gerda

Hlidskialf heißt Odins Hochsitz in Asgard. Außer ihm und seiner Gemahlin Frigg
darf niemand dort Platz nehmen. Denn wen man auf Hlidskialf sitzt, kann man
in alle Welten sehen - ein Anblick, der nicht für jeden gut ist.
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Unerlaubt und unbemerkt setzt sich Freyr auf Hlidskialf. Sein Blick fällt auf Jötunheim,
wo er die Tochter des Jöten Gymir erblickt. Von da an ist nichts mehr wie zuvor.
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Freyr wurde gemütskrank. Er verzehrte sich nach Gerda, der Jötentochter, die ihm
unerreichbar fern lebte. Er wich allen aus, sprach und aß nicht mehr, so dass sich
alle in Asgard große Sorgen um ihn machten.

Seit seiner frühesten Jugend besitzt Freyr einen vertrauten Freund, dessen Name
Skirnir ist. Niemand ist treuer und verlässlicher als er.
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Ihn bitten Skadi und Njörd, mit dem Sohn zu reden. Wenn er auch sonst keinem den
Grund seines Kummers entdeckt, dem Jugendfreund wird er sich hoffentlich öffnen.
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Skirnir bedrängt Freyr, ihm den Grund seines Kummers zu nennen und
endlich gesteht der liebeskranke Gott:
»In Gymirs Gärten sah ich gehen mir liebe Maid. Ihre Arme leuchteten und Luft und
Meer schimmerten von dem Scheine. Mehr lieb ich die Maid als ein Jüngling mag im
Lenz seines Lebens. Von Asen und Alfen will es nicht einer, dass wir beisammen seien.«
Skirnir will dem Freund helfen und erbittet von ihm sein Pferd, das sogar durch Flammen
zu reiten vermag sowie dessen Schwert, das sich von selbst schwingt.
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Odin gibt ihm Draupnir, den Ring, der sich selbst vermehrt, und weist ihn in mächtige
Runen ein. Idun gibt ihm von ihren goldenen Äpfeln als Gabe für die Begehrte. So
gewappnet gelangte Skirnir nach Jötunheim, wo er es nach einigem Unbill schaffte,
zu Gerda zu gelangen. Doch was immer er als Brautwerber bot, sie lehnte ab. Und
endlich schnitt er die Runenstäbe.
»Mit der Zauberrute zwingen werd ich dich, Maid, zu meinem Willen.«
Auch Gerda weiß um die Macht der Runen, doch noch zweifelt sie an Skirnirs Geschick,
sie zu nutzen. Er aber nannte ihr die Flüche, mit denen er sie belegen wird, und endete:
»Ein Thurs schneid ich dir und drei Stäbe: Ohnmacht, Unmut, Ungeduld. So schneid ich
es ab, wie ich es einschnitt, wenn es Not tut, so zu tun.«
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Als sie sah, was er tat - und wie er es tat - gab sie nach und versprach, Freyrs Werben
anzunehmen und sich nach Ablauf von neun Tagen mit ihm zu treffen. Sie hat es nicht
bereut. Einen besseren Gemahl konnte nie ohnehin nicht finden, denn Freyr ist wahrlich der
Beste von allen in Asgard. Die Ehe der beiden ist glücklich und währt bis zum Ende der Welten.
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Skirnir erhält Freyrs Schwert zum Lohn, nachdem er zurückgekehrt ist.
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Und dies ist ein großes Unglück, denn die letzte Schlacht zwischen Göttern und Riesen
wird Freyr ohne Waffe bestreiten müssen.
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Sonntag 17. Januar 2016, 15:36

Alwis

Thor hat sich eine Nebenfrau genommen. Sie heißt Jarnsaxa, ist vom Stamm
der Jöten und eine starke, selbstbewusste Frau. Sif bleibt seine Hausfrau. Doch
indem er Jarnsaxa zur Nebenfrau nimmt, werden die Kinder aus dieser Beziehung
zu seinen rechtmäßigen Nachkommen, die voll erbberechtigt sind.
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Modi und Magni sind die Söhne, die sie ihm schenkt. Er liebt seine Söhne.
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Thor ist ja ohnehin viel unterwegs, weil er Midgard vor einfallenden Jöten beschirmt.
Und auch bei Jarnsaxa und den Kindern verweilt er gern. Asgard muss oft auf ihn verzichten.
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Eines Tages kommt er nach Hause und findet seinen Palast Bilskirnir festlich geschmückt vor.
Seine längst erwachsene Tochter Thrud wurde dem Zwerg alwis zur Braut gegeben und heute
soll die Vermählung sein. Das macht Thor natürlich stinksauer, denn eigentlich darf nur ein
Vater die Tochter vermählen. Da aber Festsäle Friedensstätten sind, haut er Alwis nicht
gleich um, sondern verwickelt ihn in einen Wissens-Wettstreit.
04.jpg

»Wie heißt die Erde?«, fragt Thor.
»Erde nennen sie nur die Menschen. Die Asen heißen sie Feld, die Wanen den Weg.
Allgrün heißt sie bei den Jöten, Wachstum bei den Alben, Lehm bei den anderen.«
»Und wie heißt der Himmel?«
Alwis leert den Becher, ehe er antwortet:
»Himmel heißt er den Menschen, den Asen Dach, Windweber den Wanen, Überwelt
den Riesen. Die Alben nennen ihn Glanzheim. Wir Zwerge aber Träufeltor.«
04b.JPG

Thor schenkt nach.
»Wie heißen die Wolken?«
»Wolken heißen sie den Menschen, den Asen aber Wässerer. Windschiff sagen die
Wanen. Regenbringer nennen sie die Riesen. Die Alben sagen Naschwetter dazu.
Und in Hel heißen sie Nebelhelm.«
Es geht weiter, Stunde um Stunde. Thor wird des Fragens nicht müde und Alwis
bleibt ihm nicht eine Antwort schuldig. Becher um Becher wird geleert.
»Wie heißt die Luftstille, allkluger Zwerg?«
»Luft heißt es den Menschen, Lager den Asen und Windflucht den Wanen. Schwüle
nennen es die Thursen, Morgenruhe die Alben. Wir Zwerge heißen es Heiterkeit.«
04a.jpg

Thor fragt nach Sonne und Mond, Meer, Feuer, Tag und Nacht. Er wird nicht müde,
immer wieder neue Fragen zu ersinnen. Und er wird nicht müde, immer weiter zu
trinken und Alwis dazu zu animieren. Der Zwerg verträgt das Bier ganz gut. Seine
Stimme wird zwar etwas schwerer, seine Antworten kommen langsamer, doch an
deren Inhalt gibt es keine Kritik.
Seine Kenntnis von den neun Welten ist wirklich beeindruckend.
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»Ich habe noch nie so viel Wissen in eines Mannes Brust gefunden«, anerkennt Thor
endlich, nachdem Alwis auch fragen nach Saat und Ael beantwortet hat.
Er schenkt nach. Die beiden stoßen an, leeren den Trunk. Alwis glaubt sich am Ziel,
als Thor heimtückisch lächelt.
»Du bist klug, Zwerg. Aber schlau bist du nicht, denn du hast das Spiel verloren.
Der Tag verzaubert dich. Die Sonne scheint in den Saal.«
Alwis erkennt seinen Fehler. Er springt von der Bank auf. Doch es ist zu spät.
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Hell durchflutet das Licht der Sonne den ganzen Saal, trifft auf ihn und
verwandelt ihn, wie es bei Zwergen so üblich ist, in Stein.
Man hört nicht auf, zu spielen, weil man alt wird - man wird alt, weil man aufhört, zu spielen.

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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Ischade » Sonntag 17. Januar 2016, 19:38

Ach, was sind die Götter wieder gemein ... :wink
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Sonntag 17. Januar 2016, 20:50

Ischade hat geschrieben:Ach, was sind die Götter wieder gemein ... :wink
Naja, Thor ist allgemein Freund der Zwerge (und riesen).
Aber ich mag diese Geschichte, weil sie einen Einblick in das Denken der anderen großen Familien gibt.
Was die einen Schwüle nennen, heißen die anderen Heiterkeit. Das sagt doch viel über sie aus, finde ich. Also, mir macht das die Zwerge irgendwie richtig sympathisch :knicks
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Dienstag 26. Januar 2016, 11:47

Thrym

Eines Tages erwacht Thor und stellt fest, dass sein Hammer verschwunden ist.
Nachdem er überall vergeblich gesucht hat, geht er zu Loki und erzählt von seinem Verlust.
»Ich muss dir etwas sagen. Niemand weiß es bisher.« Er wirkt sehr erregt,
fast verzweifelt. »Mein Hammer ist gestohlen worden.«
Loki ist bereit, bei der Suche zu helfen.
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Er leiht sich das Falkenhemd von Freyja und fliegt über die Welten, bis er nach
Jötunheim gelangt. Dort auf einem Hügel sieht er den Thursenfürst Thrym, wie
er seinen Hund schmückt und sein Pferd striegelt. Ihn fragt Loki nach dem Hammer.
Thrym ist sehr direkt: »Ich halte Thors Hammer verborgen Acht Rasten unter der Erde
tief, unerreichbar für jeden. Keiner erlangt ihn. Es sei denn, er brächte mir Freyja zur Braut.«
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Loki fliegt zurück und informiert Thor:
»Der Thursenfürst Thrym hat Mjölnir tief in der Erde verbogen. Er gibt ihn nur
im Tausch gegen Freyja als seine Braut.«
»Dann muss es so sein«, entscheidet Thor. »Noch weiß kaum einer, was geschah.
So soll es auch bleiben. Komm mit, Freyja ist in der Halle.«
Sie gehen zu Freyja. Ohne Umschweige verlangt Thor:
»Kleide dich in Brautlinnen, Freyja. Wir beide reisen nach Riesenheim.«
Und Freyja zeigt sich von einer Seite, die man bisher nicht an ihr sah. Sie schnaubt
und tobt vor Wut. Sie brüllt, dass fast die Halle erbebt. Sie bemerkt nicht einmal, wie
ihr Halsgeschmeide bricht und zu Boden fällt.
Sie weigert sich, auf diese Forderung des Riesen einzugehen.
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Der Lärm hat ganz Asgard geweckt. Alle kommen gelaufen und wollen wissen, was los ist.
Nun lässt sich der Verlust des Hammers nicht mehr verheimlichen. Sie beraten, suchen
nach einer Lösung. Der Hammer ist ja nicht nur eine Waffe. Er ist vor allem das wirksamste
Mittel gegen die Frostriesen. Ohne ihn wird auf immer Winter sein. Das wäre eine Katastrophe.
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Heimdall als Einziger schweigt in der Runde. Sinnend betrachtet er Freyja, nachdenklich
Thor. Es arbeitet in ihm. Als er schließlich nach vorn tritt, verstummen alle Gespräche.
Heimdall gilt zu Recht als klug. Man nennt ihn weise wie die Wanen.
»Thrym will also eine Braut«, beginnt er. »Folglich müssen wir ihm geben, was er begehrt.«
Freyja ballt die Hände zu Fäusten. Gleich wird sie ihre Beherrschung verlieren. Doch Heimdall
fährt schon fort: »Kleiden wir also Thor ins Brautgewand. Umgürten wir ihn mit dem Bund der
Schlüssel, damit es schön klimpert. Ein Schleier kann sein Haupt verhüllen. Und geschmückt
wie eine Braut, angetan mit Freyjas Halsschmuck, kann er lange täuschen.«
Er bückt sich, hebt Freyjas Halsschmuck auf und hält ihn Thor entgegen, der ihm die Hand beiseite schlägt.
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»Willst du mich weibisch schimpfen, Heimdall?«, fährt er den Sprecher
an. »Ich trage keine Frauenkleider.«
»Sei still, Thor«, mischt sich Loki da ein. »Wenn du den Hammer nicht erlangst,
wird Asgard bald in Riesenhand sein. Das kannst du nicht wollen.«
Thor ist wütend. Aber die Asen entscheiden, dass Heimdalls Rat gut sei
und es also so geschehen müsse.
»Ich begleite dich«, verspricht Loki. »Man kann eine Braut nicht ohne Magd reisen lassen.«
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Thor kocht vor Wut, aber er lässt es geschehen, dass er weibisch eingekleidet wird
und dass Heimdall ihm den Brisingamen, Freyjas Halsschmuck, umlegt. Frigg bindet
ihm Edelsteingeschmeide um die Brust. Sif befestigt den Schlüsselbund an seiner
Hüfte. Keiner wagt es, jetzt laut zu lachen. Jeder unterdrückt sein Schmunzeln.
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Dienstag 26. Januar 2016, 11:52

Thor hat es eilig. Die Felsen brechen unter dem Wagen, so schnell lenkt er die Böcke.
Es gibt keinen Halt und keine Rast, bis sie Riesenheim erreichen. Thryms Burg ist groß.
Das Tor steht weit geöffnet. Die Halle ist festlich geschmückt. Viele Gäste weilen hier,
sorgsam gekleidet und bemüht um höfisches Benehmen. Am Kopfende der Tafel ist der
Platz der Braut. Es wird aufgetischt. Thor denkt nicht an die Rolle, die er spielen soll.
Seiner Gewohnheit gemäß isst und trinkt er. Einen ganzen Ochsen und acht Lachse
verzehrt er, dazu die für die Frauen bereiteten Süßwaren. Und er leert drei Kufen Met.
Thrym hat längst jedes Gespräch unterbrochen. Er starrt seine vermeintliche Braut entgeistert an.
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»Ich habe noch nie eine so gierig schlingende Braut gesehen«, staunt er in aufkeimendem
Misstrauen, »und nie ein Mädchen, das so viel Met in sich zu schütten vermag.«
Thor darf nicht reden! Seine tiefe Stimme würde Thor verraten.
Hastig gibt Loki deshalb die Antwort:
»Freyja hat acht Tage nichts gegessen und getrunken, so liebeskrank war sie,
als sie sich nach Riesenheim verzehrte.«
Thrym lacht. Die Antwort gefällt ihm. Er ist ein mächtiger Herrscher in Jötunheim und es
erscheint ihm sehr natürlich, wenn eine Frau sich so nach ihm verzehrt. Und er weiß, dass
seine Macht sich mehren wird, wenn Freyja erst seine Gemahlin ist.
19.jpg

Er neigt sich Thor zu, um einen Kuss zu erhaschen. Er zieht den Schleier etwas
nach unten. Dann erschrickt er, springt auf und sofort ein paar Schritte zurück.
»Wie furchtbar flammen ihre Augen!«, ruft er aus. »Es ist, als schaut man in wahre Glut.«
»Freyja hat acht Nächte nicht geschlafen, während sie sich nach Riesenheim
verzehrte«, antwortet Loki mit fast säuselnder Stimme.
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Thrym ist nicht ganz üerzeugt. Doch in diesem Moment betritt seine Schwester die
Halle und tritt zu Thor, vor dem sie grüßend das Haupt neigt.
»Dein Schmuck ist hübsch«, stellt sie fest. »Schenke ihn mir als dein Brautgeschenk,
dann will ich dich wie eine Schwester lieben.«
Da sie schwesterliche Liebe anbietet, sind Thryms Bedenken zerstreut.
Laut ruft er seinen Leuten zu:
»Bringt mir den Hammer, um mit ihm nach altem Brauch die Braut zu weihen. Legt ihr
den Mjölnir in den Schoß, damit wir nach ehelicher Sitte zusammen gegeben sind.«
20a.jpg

Thrym tritt zu seiner Braut, legt ihr den Hammer in den Schoß. Die Schlüssel klirren.
Alles wirkt sehr echt. Thor erkennt den Mjölnir sofort. Seine Hand legt sich um den
Schaft. Im nächsten Moment springt er auf, so dass der Stuhl weit nach hinten ge-
schleudert und der Tisch nach vorne geworfen wird.
22.jpg

Der Hammer trifft zuerst Thrym. Die Gäste schreien auf. Und Thor, von Wut erfüllt,
wirkt wie ein verheerender Sturm unter ihnen. Auch Thryms Schwester verschont er
nicht, der er Hammerhiebe statt roter Ringe gibt.
23.jpg

Hier gibt es nichts weiter für Thor und Loki. Andere Jöten werden bald kommen und
sich ans Aufräumen machen. Sie kehren mit dem Hammer nach Asgard zurück.
Man hört nicht auf, zu spielen, weil man alt wird - man wird alt, weil man aufhört, zu spielen.

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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Ischade » Dienstag 26. Januar 2016, 12:44

Na Thryms Schwester kann einem ja fast leid tun... aber Thor und Loki im Fummel sind schon entzückend!
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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Dienstag 2. Februar 2016, 16:11

Der Raub des Brisingamen

Inzwischen gibt es Walhalla, den Ort, an dem Odin die Seelen der tapfersten
Krieger sammelt. Hier trainieren sie für den großen Endkampf, den Odin in
seinen Visionen unweigerlich kommen sieht. Die Hälfte dieser Einherjer ge-
nannten Krieger sind in Walhall, die andere Hälfte sammelt Freyja in Folkwang
um sich. Odin möchte mehr solcher Krieger, aber Freyja gibt seinem Wunsch,
Kriege unter den Menschen zu fördern, nicht nach. Ohne Kriege gibt es aber
keine gefallenen Helden.

Odin will Freyja wohl ein wenig erpressen, denn er geht zu Loki und gibt ihm
den Auftrag, Freyjas Halsgeschmeide, den Brisingamen, zu stehlen. Dieser
Schmuck (in dem manche symbolisch Venus erblicken) wurde einst von Zwergen
für die Göttin gefertigt.
02.jpg

Loki begibt sich also zu Freyjas Schlafgemach, findet es aber verschlossen vor.
Er muss überdies vorsichtig sein, denn ein Dieb ist in Asgard nicht gern gesehen.
03.jpg

Loki ist ein Meister des Gestaltwandelns. Nachdem er sich eine Übersicht
verschaffte, findet er schließlich in Gestalt einer Fliege Zugang durch einen
Spalt im Dach. Freyja schläft auf dem Lager.
04.jpg

Dummerweise liegt sie auf dem Verschluss des Schmuckstücks, so dass Loki
das Geschmeide nicht an sich nehmen kann. Da wandelt er sich zum Floh (oder
zur Wanze). Jedenfalls sticht er sie in die Wange, so dass sie sich im Schlaf dreht.
05.jpg

Nun kann er den Brisingamen an sich nehmen.
Er verlässt Freyjas Burg durch die Tür, den Schmuck mit sich tragend.
06.jpg
Man hört nicht auf, zu spielen, weil man alt wird - man wird alt, weil man aufhört, zu spielen.

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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Dienstag 2. Februar 2016, 16:14

Wie immer, so wacht auch auch jetzt Heimdall über Asgard. Ihm entgeht
nie etwas. Er sieht Loki aus Folkwang kommen und folgt ihm. Loki versucht,
ihm zu entkommen, denn mit dem Diebesgut will er sicher nicht aufgegriffen
werden. Loki flieht bis zum Meer, wo er sich auf der kleinen Insel Singastein
verbirgt. Aber Heimdall folgt ihm auf seinem schnellen Roß Gulltopp. Als er
an der Küste ankommt, sieht er auf Singastein aber nur einen Seehund, wie
sie in Küstennähe häufig zu finden sind.
07.jpg

Heimdall lässt sich aber nicht täuschen. Er wandelt nun selbst seine Gestalt
und eilt als Seehund dem Dieb entgegen.
Sie kämpfen miteinander. Sie beißen, sie verwunden sich.
09.jpg

Und endlich ist Loki besiegt. Er zerrt das Brisingamen aus seinem Versteck
zwischen Steinen und überlässt Heimdall die Beute.
Er jetzt erlaubt ihm der Sieger die Flucht.
10.jpg

Inzwischen hat Odin Freyja die Bedingung für die Rückgabe des Brisingamen
genannt. Zähneknirschend gibt sie nach. Und dann kommt Heimdall zu ihr und
überreicht ihr den Schmuck. Freyja ahnt, dass nicht er der Dieb ist - und sie
weiß, dass Odin dies alles bewirkte.
31.jpg

Trotzdem hat sie Wort gehalten. Sie ließ sie ein Kampffeld haseln, zwei Heere
gegeneinander antreten. Doch Odin gewinne keinen einzigen Einherjer dadurch.
Wer tagüber fällt, entsteht neu in der Nacht und bekriegt sie wieder am folgenden
Tag. Ein ewiger Kampf. Und doch ein Trugbild. Es ist ein wanischer Zauber, der
Odin für alle Zeiten zeigt, dass auch er nicht alles fordern darf.
Man hört nicht auf, zu spielen, weil man alt wird - man wird alt, weil man aufhört, zu spielen.

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Re: Die Bilder-Edda

Beitrag von Mara » Freitag 12. Februar 2016, 15:59

Hrungnir

Odin reitet auf Sleipnir durch die Welten und gelangt nach Jötunheim,
wo ihn der Riese Hrungnir aufhält.
»Ich sehe, du hast ein wirklich gutes Ross«, ruft er Odin zu. »Doch mein
eigenes Tier, Gullfaxi, macht viel weitere Sprünge.«
»Ich verwette mein Haupt, dass in ganz Jötunheim kein Ross ist, das
Sleipnir gleich kommt«, behauptet Odin.
Sie machen ein Wettrennen. Der Abstand zum Riesen vergrößert sich immer
mehr, was diesen wahrhaft zornig macht. Er merkt nicht einmal, dass sie Asgard
schon erreichen. Nur mit Mühe bringt er Gullfaxi vor Gladsheims Toren zum Stehen.
05a.jpg

»Da du schon hier bist, sei unser Gast«, lädt Odin ihn ein.
Sie gehen in die Halle. Die Leute füllen die beiden großen Schalen, aus
denen Thor ansonsten zu trinken pflegt. Hrungnir leert sie beide. Diese
Menge Ael löscht gerade mal den ersten Durst Thors; den Riesen macht
sie trunken. Er fängt an, zu gröhlen und dumme Dinge zu sagen.
»Ich werde euer Walhalla nach Jötunheim mitnehmen«, dröhnt er.
»Das wird Asgard kaum erlauben«, spöttelt Tyr.
06.jpg

»Ach was, Asgard werde ich versenken und alle Götter töten.« Hrungir lacht.
»Alle außer Freyja und Sif, die nehme ich mit mir.« Freyja lacht darüber. So
oft schon haben die Jöten sie begehrt, als dass sie solche Worte schrecken
könnten. Sie schenkt Hrungnir mit eigener Hand nach. »Ich werde all euer
Ael austrinken«, brummt er, wobei ihm die Zunge schon schwer wird.
07.jpg

Er hört nicht auf mit seinen dummen Reden. Seine Drohungen sind zwar ohne
jeden Inhalt, doch er benimmt sich wahrlich nicht wie ein Gast. Er fängt an, lästig
zu werden. Irgendwer ruft Thors Namen. Thor hört immer, wenn man ihn ruft,
egal, wo er ist. So auch jetzt. Kaum, dass er gebraucht wird, ist er da, mitten
in der Halle, zornig den Mjölnir schwingend.
»Wie kommt es, dass hundsweise Jöten hier trinken dürfen?«, ruft er erbost. »Weshalb
schenkt Freyja dem Kerl ein, als sei er ein Ase? Wer erlaubt den Aufenthalt eines Jöten hier?«
Hrungnir starrt ihn an, hat Mühe, seinen Blick klar zu halten.
»Ich bin Odins Gast«, lallt er endlich. »Also bin ich auch in seinem Frieden.«
»Du wirst dein Großsprechen gleich bereuen«, droht Thor unbeeindruckt.
»Du gewinnst keine Ehre, wenn du einen unbewaffneten Mann tötest«, fährt ihn Hrungnir,
jetzt halbwegs ernüchtert, an. »Es war unklug von mir, Schild und Schleifstein daheim zu
lassen, das erkenne ich jetzt. Hätte ich meine Waffen bei mir, könnten wir gleich kämpfen.
Da ich sie nicht habe, wird man dich überall als Neidlung verspotten, wenn du mich wehrlos
tötest. Wenn du aber Mut hast, dann kämpfe mit mir an der Landesgrenze bei Griotunagardar.«
Thor lässt den Hammer sinken.
»Du forderst mich wirklich zum Zweikampf heraus?«, vergewissert er sich ungläubig,
da dies nie zuvor jemand wagte.
»Wenn du genug Mut dazu hast, dann ja.«
»Dann sei es so.«
Sie verabreden die Zeit. Hrungnir beeilt sich danach, Asgard sehr schnell zu verlassen.
Dieser Zweikampf wird Aufsehen erregen, auch und vor allem in Jötunheim, wo Hrungnir
als der stärkste der Jöten gilt.
08.jpg

Die Asen begleiten Thor nach Griotunagardar, auch wenn jegliche Einmischung in einen
Zweikampf nicht gestattet wird. Doch wie erwartet, so sind auch viele Jöten hier. Dieser
Holmgang ist ein Ereignis, das sich weit herumgesprochen hat.

Die Jöten haben sich gut vorbereitet. Sie schufen einen Mann aus Lehm, der Hrungnir
beistehen soll. Neun Rasten hoch ist er, drei Rasten breit unter den Armen. Das Herz
einer Stute gaben sie ihm, da sie kein größeres finden konnten.
Möckrkalfi nennen sie den Lehmriesen.
09.jpg

Hrungnir selbst ist ein Bergriese. Sein Herz ist aus Stein, scharfkantig und dreiseitig.
Auch sein Haupt ist von hartem Stein, ebenso sein breiter, dicker Schild. Er steht neben
dem Lehmriesen, den Schleifstein als Waffe fest umklammert.
Als Thor naht, hält er den Schjild vor sich.
10.jpg

Thialfi, Thors Begleiter läuft ihm voraus. Thialfi ist durchaus mutig.
Er geht nahe zu Hrungnir und sagt listig:
»Vorsicht, Jöte, Thor hat dich schon gesehen. Du steht übel behütet, denn Thor
wird von unter der Erde kommen, so dass dich dein Schild nichts nutzt.«
Da lässt Hrungnir den Schild fallen und stellt sich auf ihn, damit er nicht von unten
angegriffen werden kann. Mit beiden Händen umfasst er den Schleifstein.
11.jpg

Donnergrollen ertönt. Thor kommt in Asenzorn, schwingt den Mjölnir. Bei diesem Anblick
lässt Möckrkalfi aus Furcht das Wasser laufen, was angesichts seiner Größe wahrhaft lächerlich
wirkt und der Jöten Mut sinken lässt. Thor schleudert den Mjölnir aus der Ferne. Hrungnir reißt
den Schleifstein hoch. Mjölnir trifft auf den Stein im Flug, Funken stieben, der Schleifstein bricht
entzwei. Ein Teil fällt zur Erde und bildet Felsen.
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Man hört nicht auf, zu spielen, weil man alt wird - man wird alt, weil man aufhört, zu spielen.

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