Piratenregattadampflokschiff...
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- Junker Jörg
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Piratenregattadampflokschiff...
...oder "Der Anfang der Dampfschifffahrt".
Nachdem jetzt so viele hier eine eigenen "Bootsgeschichte" aufgemacht haben, erlaube ich mir, meinem Seegefährt auch ein eigenes Thema zu gönnen.
Zunächst: Was bisher geschah:
Es hatte den ganzen Tag geregnet, und der Himmel sah nicht so aus, als ob er vorgehabt hätte, der Sonne auch nur den Hauch einer Chance zu geben, ein wenig Wärme und Licht in die grauen Bahnhofsgemäuer zu bringen. Der Blick des Direktors glitt vom Fenster, vor dem soeben der 16:30 Uhr Zug mit lauten Fauchen den Bahnhof verließ, zu seinem Schreibtisch und fiel auf die Zeitung.
Nachdem jetzt so viele hier eine eigenen "Bootsgeschichte" aufgemacht haben, erlaube ich mir, meinem Seegefährt auch ein eigenes Thema zu gönnen.
Zunächst: Was bisher geschah:
Es hatte den ganzen Tag geregnet, und der Himmel sah nicht so aus, als ob er vorgehabt hätte, der Sonne auch nur den Hauch einer Chance zu geben, ein wenig Wärme und Licht in die grauen Bahnhofsgemäuer zu bringen. Der Blick des Direktors glitt vom Fenster, vor dem soeben der 16:30 Uhr Zug mit lauten Fauchen den Bahnhof verließ, zu seinem Schreibtisch und fiel auf die Zeitung.
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Er wollte das Blatt gerade in den Papierkorb befördern, als sein Blick auf eine unscheinbare Anzeige fiel. „Die Jahrhundertregatta“, las er interessiert. Er traute seinen Augen nicht. Da gab es in der Tat Taugenichtse, die nichts besseres im Kopf hatten, als die wertvolle Zeit, dem Menschen von Gott geschenkt, auf daß er das Beste aus ihr mache, damit vergeudeten, eine Reise um den Globus zu veranstalten. Noch bis Monatsende, so las der Direktor, könne man sich im Büro der Schiffahrtsgesellschaft zur Teilnahme anmelden, ein Privileg, daß man „Ehrenmännern vorbehalten wissen wolle“, schloß der Text.
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„Pah, Ehrenmänner!“, der Direktor schnaubte verächtlich. „Mit der Eisenbahn rund um den Erdball, DAS wäre eine Herausforderung für Ehrenmänner, aber mit einem Kahn...“ Er hielt inne. Mit der Eisenbahn rund um den Globus? Ein Wahnsinn. Ein Stahlroß im Wasser? Unmöglich! Aber interessant! Wenn man den Kessel... und einen Mast samt Segel... Wieso eigentlich nicht?
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Der Regen hatte noch nicht nachgelassen, doch der Direktor ließ davon nicht abhalten. Die Nebenbahnlok stampfte, als sie sich dem Lokschuppen näherte. Hier wurden zwar lediglich die „kleinen“ Lokomotiven der Schmalspurbahn gewartet, doch Schlosser Schorsch war der beste Mann, und wenn einer die Idee des Direktors in die Tat umzusetzen vermochte, dann er.
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„Ihr wollt was...?“ Der Schlosser zog ein Gesicht, als hätte man ihm eröffnet, er solle einer Lok das Schwimmen beibringen. Und genau das hatte der Direktor soeben getan.
„Du hast richtig gehört. Ich will, daß Du eine Dampflok seetüchtig machst. Dichte sie ab, verpasse ihr Mast und Segel, laß sie schwimmen!“
„Du hast richtig gehört. Ich will, daß Du eine Dampflok seetüchtig machst. Dichte sie ab, verpasse ihr Mast und Segel, laß sie schwimmen!“
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Der Direktor war sich nicht sicher, ob der Schlosser aus purem Mitleid eingewilligt hatte, oder ob das Blitzen in seinen Augen nicht doch den Hauch einer Begeisterung für diese Herausforderung widergespiegelt hatte. So oder so, er hatte ihn überzeugt. Nun kam der weit schwerere Teil seiner Mission. Die Lok brauchte einen Lokomotivführer. Und der Direktor war sich alles andere als sicher, ob er hier eben soviel Erfolg haben würde, wie gerade eben. Doch er schob den Zweifel beiseite und steuerte zielstrebig auf den Bahnhof zu. In der Ferne konnte er das Stampfen der Lok hören, die in wenigen Minuten dort einfahren würde.
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„Ihr seid von Sinnen, oder?“ Ludwig der Lokomitivführer bemühte sich, mit gedämpfter Stimme zu sprechen, doch seine Worte waren trotz seines Bemühens über das Zischen der Lok bis auf den Bahnsteig hin hörbar gewesen. „Eine Lokomotive ins Wasser? Über das Meer? Euch mag der Regen auf das Gemüt schlagen Direktor, aber das kann Euer Ernst nicht sein!“
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„Doch, mein guter Ludwig, das ist mein Ernst“, erwiderte der Direktor ruhig. „Mein voller sogar! Ihr werdet sehen, noch in hundert Jahren wird man über diese Fahrt berichten und Sagen und Legenden werden sich um Eure Heldentat ranken!“
„Algen und Seetang werden sich um meinen Körper ranken, wenn ich mich auf diesen Höllenritt einlasse, Direktor“, gab der Lokführer zurück. „Ihr zahlt mich gut, aber selbst, wenn Ihr da Zehnfache bötet, nein! Eine Lokomotive auf hoher See - auf so einen Gedanken kann nur ein Weiberhirn kommen - und nur ein Weiberhirn käme auf die Idee, so eine Schnapsidee in die Tat umzusetzen!“
„Algen und Seetang werden sich um meinen Körper ranken, wenn ich mich auf diesen Höllenritt einlasse, Direktor“, gab der Lokführer zurück. „Ihr zahlt mich gut, aber selbst, wenn Ihr da Zehnfache bötet, nein! Eine Lokomotive auf hoher See - auf so einen Gedanken kann nur ein Weiberhirn kommen - und nur ein Weiberhirn käme auf die Idee, so eine Schnapsidee in die Tat umzusetzen!“
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Noch bevor er seinen Satz beendet hatte, hatte der Lokomotivführer erkannt, daß er damit zu weit gegangen war. Der Direktor war für seine Marotten bekannt, und dennoch verbat er sich solche Respektlosigkeiten von seinen Untergebenen. Ludwig senkte seinen Blick und erwartete ein Donnerwetter - doch es blieb aus.
„So, nur ein Weiberhirn, meinst Du, Ludwig... Wenn das so ist, ... Ich denke, ein solches sollte sich finden lassen. Ich respektiere Deinen Entschluß. Ich werde eine Lokomotivführerin finden...“
Und während ein verdutzter Lokomotivführer auf dem Führerstand zurückblieb, stapfte der Direktor versonnen über den Bahnsteig zurück.
„So, nur ein Weiberhirn, meinst Du, Ludwig... Wenn das so ist, ... Ich denke, ein solches sollte sich finden lassen. Ich respektiere Deinen Entschluß. Ich werde eine Lokomotivführerin finden...“
Und während ein verdutzter Lokomotivführer auf dem Führerstand zurückblieb, stapfte der Direktor versonnen über den Bahnsteig zurück.
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„Mein liebes Fräulein Luisa...“, begann der Direktor, und er spürte, wie ihm die Röte ins Gesicht stieg. „Seid ich denken kann, seit Ihr ein kleines Mädchen wart, habt Ihr Euch mit Eurem Vater hier auf der Bahn herumgetrieben. Ihr habt heimlich des Abends die Lokomotivführer umgarnt, damit sie Euch die Lokomotiven von der Strecke in die Remise fahren ließen. Ihr seid womöglich die einzige Frau, die eine Dampflok zu bewegen weiß... „
„Lieber Direktor, warum sagt Ihr mir nicht einfach, worauf Ihr hinauswollt?“ Luisa sah den Direktor belustigt an.
„Nun“, erwiderte der, „ich wollte Euch fragen, ob Ihr nicht Lust habt, zur See zu fahren.“
„Ihr wollt mir eine Seereise schenken?“
„Nicht ganz. Eine Seereise soll es sein. Jedoch ob man von einem Geschenk sprechen kann... ich weiß es nicht. Kurz, es geht um Folgendes...“
„Lieber Direktor, warum sagt Ihr mir nicht einfach, worauf Ihr hinauswollt?“ Luisa sah den Direktor belustigt an.
„Nun“, erwiderte der, „ich wollte Euch fragen, ob Ihr nicht Lust habt, zur See zu fahren.“
„Ihr wollt mir eine Seereise schenken?“
„Nicht ganz. Eine Seereise soll es sein. Jedoch ob man von einem Geschenk sprechen kann... ich weiß es nicht. Kurz, es geht um Folgendes...“
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Luisa hatte dem Direktor aufmerksam zugehört. Mehr als einmal hatte sie sich gefragt, ob sich der Herr im schwarzen Anzug, der ihr gegenüber saß, über sie lustig machte, oder ob dieser Plan sein Ernst sein sollte. „Und Ihr erwartet von mir, daß ich eine Dampflok über das Wasser steuere?“
„Nein, ich würde so etwas niemals von Euch erwarten. Doch ich würde mich freuen, wenn Ihr bereit wärt, diese Herausforderung anzunehmen.“
„Nein, ich würde so etwas niemals von Euch erwarten. Doch ich würde mich freuen, wenn Ihr bereit wärt, diese Herausforderung anzunehmen.“
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Das Schweigen, das sich über das Büro des Direktors legte, wurde nur vom Ticken der Standuhr durchbrochen - und vom Krachen der Bürotür, das beide, Luisa und den Direktor, erschrocken auffahren ließ.
„Es müßte gehen, Herr Direktor.“ Schorsch der Schlosser stand in der Tür. In der Hand Blätter zusammengeknüllten Papiers. „Es müßte gehen - was heißt, >müßte<? Es geht! Es ist kein Problem, einer Lokomotive das Schwimmen beizubringen. Und, wenn Ihr einen wagemutigen Lokomotivführer findet, dann will ich mit von der Partie sein und das erste Dampflokschiff über die Weltmeere steuern!
„Es müßte gehen, Herr Direktor.“ Schorsch der Schlosser stand in der Tür. In der Hand Blätter zusammengeknüllten Papiers. „Es müßte gehen - was heißt, >müßte<? Es geht! Es ist kein Problem, einer Lokomotive das Schwimmen beizubringen. Und, wenn Ihr einen wagemutigen Lokomotivführer findet, dann will ich mit von der Partie sein und das erste Dampflokschiff über die Weltmeere steuern!
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„Du bist wunderbar!“ Der Direktor war aufgesprungen und seinem Schlosser um den Hals gefallen. „Nun, dann hätten wir wohl nicht nur das Dampflokschiff, sondern auch schon den ersten Offizier und Bootsmann in einer Person. Fehlt nur noch der Kapitän... oder die Kapitänin...“ Der Direktor wandte sich zu Luisa um.
„Wenn der Schorsch sagt, es geht, dann geht es. Und dann will ich mit dabei sein!“
„So sei es. Frisch ans Werk. Ihr sollt die ersten Lokomotivführer der Welt sein, die mit ihrer Lok die Weltmeere besegeln. Ich werde sogleich Eure Anmeldung zur Regatta verfassen.“
„Wenn der Schorsch sagt, es geht, dann geht es. Und dann will ich mit dabei sein!“
„So sei es. Frisch ans Werk. Ihr sollt die ersten Lokomotivführer der Welt sein, die mit ihrer Lok die Weltmeere besegeln. Ich werde sogleich Eure Anmeldung zur Regatta verfassen.“
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Und nun der zweite Teil:
Seit dem ersten Gespräch waren ein paar Tage vergangen, und Schorsch hatte war mit Feuereifer ans Werk gegangen. Luisa war gespannt, was sie erwarten würde, als sie den Lokschuppen betrat.
"Und, Schorsch, wie sieht es aus? Schwimmt unsere Lok? Wie weit bist Du?"
"Fertig", erwiderte der Schlosser nachdenklich, "- fast zumindest; mit den Planungen!"
Seit dem ersten Gespräch waren ein paar Tage vergangen, und Schorsch hatte war mit Feuereifer ans Werk gegangen. Luisa war gespannt, was sie erwarten würde, als sie den Lokschuppen betrat.
"Und, Schorsch, wie sieht es aus? Schwimmt unsere Lok? Wie weit bist Du?"
"Fertig", erwiderte der Schlosser nachdenklich, "- fast zumindest; mit den Planungen!"
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"Paß auf, Luisa", fuhr er fort, während er seiner Kapitänin die Skizzen zeigte, die er an die Wand des Lokschuppens gehängt hatte. "Wir werden den Kessel abdichten. Damit hat die Lok genug Auftrieb - und wenn es im Wasser nicht mehr weitergeht, dann können wir ihn ruck zuck wieder unter Dampf setzen. Hier vorne werde ich den Mast befestigen - für das Segel. Und der Wind, der kommt von hier... - und wir segeln vorwärts..."
Luisa besah sich den Plan. "Klingt einleuchtend", gab sie zurück. "Wir müssen nur noch den Wind dazu bringen, immer in die richtige Richtung zu wehen..."
Luisa besah sich den Plan. "Klingt einleuchtend", gab sie zurück. "Wir müssen nur noch den Wind dazu bringen, immer in die richtige Richtung zu wehen..."